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der Wiederlehr des türkischen Joches entfernte, Eugen's Sieg bey
Zenta 1698. 3 Jahre nach dem Tode seines Oheims ernannte Kaiser Leo-
pold I. ihn und seine Nachfolger in der canonisch-vereinigten Coloczaer
und Bäcser Erzkirche zu Obergespanen des Bäcser Comitats. Pau l
S.'s berühmte Äußerung in der Conferenz zu Wien, über die Mög-
lichkeit, Ungarn völlig auf deutschem Fuß zu setzen, ist ausAlerand er
Karoly's handschriftlicher Geschichte seiner Zeit und ausKatona's
Hiswi-ia criuca genugsam bekannt. Eben diese stolze Freymüthigkeit,
des durch Geist und Gemüth, durch Wort und Schrift, durch That nnd
Opfer verehrungswürdigen Kirchenfürsten, leitete Leopold's Wahl auf
ihn, als Vermittler der Ra loczy'schen Unruhen. Sie loderten empor,
gerade in den gefahrvollsten Tagen des spanischen Erbfolgekrieges, als
Bayern und Franzosen von Passau her eindrangen, ins allezeit ge-
treue Tyrol sielen, die Lombardie und beyde Sicilien, und die Kronen
Spaniens und Indiens schon hoffnungslos verloren, und ein sicheres Eigen-
thum Philipp's von An jou schienen. Da füllten sich leider auch Un-
garn und Siebenbürgen mit Blut und Flammen, und Gräuel der Ver-
wüstung, und die ungar. Malcontenten erschienen mehrmahls im March-
felde und vor Wien's Wallen, verheerten Mahren, spannen Aufruhr
in Schlesien, Rakoczy wurde zu Weißen bürg zum Fürsten Sie-
benbürgens, zu Seczyn zum Herzog und Haupt des conföderirten Un-
garns/ zuLubl in gar zum Könige Polens erwählt. Die von Jacob
Ferdinand v. M i l l e r , Director der Sz<5chen yi'schen Regnicolar-
Bibliothek/1807 herausgegebenen: ^ i l ^ k i i ( ^
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, Imperators,ß p
alios^us illustre aevi 8ui virng l^ atae et vici^im al>
illis acceptae, sind ein unvergängliches Denkmal von des Erzbischofs
Paul S. treuer Begeisterung; wir mögen ihn nun erblicken, wie er
mitten unter dem wilden Jubel der Tafel des Gyöngyöser Lagers, R a-
koczy's und Bercseny's frevlen Hohn über Gewissen und Unsterb-
lichkeit, Gott und Ewigkeit mit demosthenischem Donnern niederwirft,
wie er die kaiserl. Feldherren zur Mäßigung, die Gesandten der Ver-
mittler zur Bundestreue mahnt, und im reißendsten Wechsel der Siege
und Niederlagen, des Sonnenscheins und der dunkeln Wolken der
Hofgunst, immer der Nähmliche bleibt, für Gott, den König und
das Vaterland! Mochten die R a k o c z y'schen feine Güter verwüsten,
(ihre gefurchtste Zuchtruthe, der Sieger von Tyrnau, von Tren-
csin, von Romhay) , Feldmarschall, Graf Siegbert Heister,
Miene machen, ihn aus seiner Residenz zu drangen, seine Bothen und
Depeschen auffangen, und ihm (des Kaisers Vermittler) Briefe schrei-
ben, wie sie nur ein hochfahrender ungestümer Geist hervorbringen
konnte. Waffenruhe vermittelte S. Er bereitete auch den Frieden
vor, recht in dem milden/ versöhnenden Geiste seiner Familie und ihres
Wapens, der Taube mit dem Ohlzweige. Aber den förmlichen Abschluß
dieses Friedens erlebte er nicht. Er blieb seinem Schüler und Herzens-
freunde Johann Päl f fy aufbewahrt. Von Wien zurückkehrend,
wohin ihn Joseph I . , der ihn liebte und nicht lange überlebte, zu
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie