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334 Theresia (Maria), römisch-deutsche Raiserinn.
nisse getreten war, erwachte die Eifersucht des Königs von Preußen aufs
Neue. Er hatte dasselbe Jahr ein Bündniß mit England, welches durch
die Verbindung Österreichs mit Frankreich erbittert war, geschloffen, und
rückte in Böhmen ein, wodurch das Signal zu einem neuen Kriege gegeben
wurde, der unter dem Nahmen des siebenjährigen Krieges (s. d.) bekannt
genug ist, und Preußen zweymahl an den Nand des Verderbens gebracht
hatte, aus welchem es nur das überwiegende Genie und die Geisteskraft
seines großen Königs rettete. In diesem Kampfe trat eine gänzlich ver-
änderte Politik der europäischen Hauptmachte ein; Frankreich und Ruß-
land waren mit Österreich verbunden, das deutsche Reich und selbst
Schweden stellte Hülfstruppen, dagegen wurde Preußen durch englische
Subsidien und die Truppen mehrerer norddeutschen Fürsten unterstützt.
Nach verschiedenen bedeutenden Schlachten, z. B. bey Prag (6. May
1757), Roßbach (5. Nov. 1757) undLeuthen (5. Dec. 1757),
worin Preußen, bey Col l in (l8. Iuny 1757), Hochkirchen (14.
Oct. 1758) und Landshut (23. Iuny 1760), (s. auch die betreffen,
den Art.) worin Osterreich die Oberhand erhielt, wurde der Krieg mit
wechselndem Glücke fortgeführt, und endlich, 1763, der Friede zu
Hubertsburg geschlossen, ohne daß sich in dem Staatensysteme der
streitenden Machte irgend eine wesentliche Veränderung ergab. Bemer-
kenswerth bleibt aus <diesem Kriege die Stiftung des Maria Theresien-
Ordens, von der Kaiserinn zum Andenken der siegreichen Schlacht bey
Col l in gegründet. 1764 stiftete T. auch den ungar. St. Stephan,
Orden für verdiente Staatsmänner. Den 27. März 1764 ward der Erz-
herzog Joseph einstimmig zum römischen König gewählt; den 5. Au-
gust 1765 starb Kaiser F ranz I . plötzlich zu Innsbru ck, Joseph II.
folgte ihm ungehindert in derKaiserwürde, und wurde von T. den 23. Sepr.
desselben Jahres zum Mitregenten ihrer Staaten erklärr. Von dem To-
destage F ranz I . an legte die Kaiserinn die Trauerkleidung nicht wie-
der ab; sein Sterbezimmer ließ sie in eine Capelle verwandeln. 1767
wurde die Kaiserinn in ihrem 49. Jahre von den Pocken befallen, die
sie dem Tode nahe brachten; die kaiserl. Leibärzte van Swieten und
S to rk aber stellten ihre Gesundheit zur großen Freude ihrer Untertha-
nen wieder her. 1771 erneuerte T. den von ihrer Mutter 1750 gestifte-
ten Elisabeth-Orden für altgediente Officiere, und derselbe hieß von
nun an Elisabeth-Theresien-Orden. 1772 fand, trotz des heftigen Wi-
derstrebens von T.'s Rechtsgefühl, die erste Theilung des durch innere
Unruhen zerrütteten und zerfallenen Königreiches Polen Statt. Oster-
reich erwarb durch dieselbe das jetzige Königreich Galizien und Lodome-
rien. 1773 wurde der Jesuiten-Orden, welcher bereits vorlangst in
Portugal, Frankreich und Spanien abgeschafft war, auch in den österr.
Erbstaaten, nach langem Widerwillen derKaiserinn gegen diese Maßregel,
aufgehoben. 1777 erlosch der Wittelsbach'sche Mannsstamm in
Bayern durch den Tod des Churfürsten Maxim i l ian I oseph. Oster-
reich machte gegen den Churfürsten Carl Theodor von der Pfalz An-
sprüche auf die erledigten Länder, die große Idee Joseph's I I . , die
Vertauschung der bayer. Länder gegen die österr. Niederlande, kam zu
Stande, welche jedoch wieder Friedrich's I I . Eifersucht und die Ein-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie