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Theresia (Maria), römisch-deutsche Naiserinn. 335
>e der pfalz-zweybrückenschen Linie vereitelten, und so entspann sich
der bayer. Erbfolgekrieg, welcher jedoch ohne vielem Blutvergießen 1779
durch Vermittlung Rußlands sich mit dem Frieden zu Teschen endigte,
i,i welchem Osterreich das Innviertel erwarb, C a rl Th eod or aber in
den ungestörten Besitz von Bayern kam. Den 20. Nov. 1780 wurde die
große Kaiserinn von einem starken Brustkatarrh befallen, der am 26.
bereits höchst bedenklich geworden, ihrem Leben den'29. Abends um 9
Uhr ein Ende machte. Sie war 64 Jahre alt geworden, und hatte 41
Jahre regiert. Sie hinterließ ihrem Sohne eine im Innern trefflich em-
porgehobene und nach Außen bedeutend erweiterte Monarchie. — Unver-
geßlich, wie all' ihr Wirken und alle Handlungen dieser großen Monar-
chinn, bleiben uns so viele wohlthätige Einrichtungen, weise Stiftun-
gen und herrliche Gebäude, welche Osterreich ihrer segensvollen Negie-
rung zu verdanken hat. Wenn der glückliche Zeitpunct der Ruhe nach der
Beendigung des siebenjährigen Krieges für ganz Deutschland höchst gün-
stig war, so hatte sich desselben besonders Osterreich, durck T.'s weise
und mütterliche Anstalten zu erfreuen. Viel ward für die Verbesserung
des Schulwesens, viel für die Belebung aller Gewerbe, so wie für jeden
einzelnen Zweig der Gesetzgebung gethan. Vom Throne herab verbreitete
sich ein milder und erhaltender Geist über alle Provinzen des großen
Reiches. Neue Städte und Dörfer, neue Landstraßen und Canäle wur-
den angelegt und fremde Colonisten in das Land gezogen. Noch erin-
nern uns Th eresienstadt in Ungarn und Theresienfeld in Oster-
reich, Letzteres mit Tyroler Colonisten bevölkert, an ihr wohlthätiges
Wirken und Streben. Die ehemahlige kais. Favoriteaufder Wied e n lies;
sie in ein Erziehungs-Institut für junge Adelige umwckndeln, und es
tragt ebenfalls noch als Theresia num ihren gefeyerten Nahmen. Sie
stiftete auch die Militär-Akademie zu Wien er-Neustadt in der ehe-
mahligen kaiserl. Burg, wie sie denn überhaupt auch dem Militärwesen
ihre besondere Sorgfalt weihte. 1754 wurde unter ihrer Regierung das
schöne Gebäude der jetzigen k. k. vereinigten Hofkanzley in der Wipplinger-
siraße erbaut, sie gründete ein eigenes Staats-, Hof- und Hausarchiv,
unter ihr hatte die organische Sonderung der geh. Hof- und Staatskanzley
Statt, sie schuf den Staatsrath, gründete die Akademie der Morgenland.
Sprachen; ihrer kaiserlichen Großmuth verdanken ferner ihre Entstehung:
Mehrere Schulen und Gymnasien, das Savoy'sche und Löwen-
burg'sche Convict, das prächtige Wiener Universitätsgebäude, die Gra-
veur- und Bossirschule, bey der Akademie der bildenden Künste in Wien,
die hohe Schule zu L e m b e r g , die Akademien zu Brüssel , No-
veredo uüd Man tua , das Universitättgebäude zu Pav ia , das er-
neuerte Lyceum zu Klausenburg, die erneuerte undvonTyrnau
nach Ofen verlegte königl. ungar. llniversität, die botanischen Gärten
zu Wien , Ma i land und Pav ia , dann die Sternwarten in eben
diesen Städten; ferner^gab sie 1774 einen neuen Zolltarifs heraus, hob
1776 die Tortur ganz auf, und beschränkte die Todesstrafe nur auf die
größten und gefährlichsten Verbrecher, unbeschadet des unter ihr erschie-
nenen compilirten Strafcodexes, die „Theresiana" genannt, welcher
noch mit den empörendsten Vorstellungen aller Martergrade angefüllt
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie