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3l6 Thierarzney-Institut, k. k., in Wien.
Hofkriegsrath. Das jetzige geräumige imposante Gebäude entstand unter
Kaiser Franz I. Den 17. Nov. 1823 ward feyerlich der Grundstein
gelegt. Das Institut hat nun einen Director, 5 Professoren und 4 Corre-
petitoren. Die Vorlesungen nehmen mit 1. Oct. jeden Jahres ihren
Anfang. Der im Institute als Thierarzneyschule in Gemäßheit des im
Jahre 1322 von dem Kaiser genehmigten neuen Orgajlisationsplanes zu
ertheilende Unterricht umfaßt alle Zweige der Thierheilwissenschaft, so daß
Jeder, der sich entweder in allen oder nur in einzelnen Doctrinen der-
selben ausbilden wil l , daselbst diejenigen Behelfe finden kann, welche
man von der Thierarzneywiffenschaft auf ihrem jetzigen Standpuncte und
von einer Schule zu erwarten berechtigt ist. Dieser Unterricht kann aber
nicht für alle Schüler ohne Unterschied durchaus gleichförmig und der
nähmliche seyn, sondern er ist theils nach den Vorkenntnissen und Fä-
higkeiten, theils nach dem Bedarf des Schülers und nach dem Zwecke,
den entweder der Staat oder der Schüler selbst durch sein Studium er-
reichen will, modificirt. Der Unterricht zerfallt daher in folgende sieben
Abtheilungen: 1) In den Unterr icht für eigentliche Thier-
arzte. Der Lehrcurs für eigentliche Thierärzte, d. h. für solche Indi-
viduen, die das ganze bekannte theoretische Wissen und das practische
Kennen im Felde der Thierarzneywissenschaft inne haben sollen, dauert
durch volle 2 Jahre. Derjenige, der sich diesem Studium widmen
wil l , muß schon ein graduirter Arzt, oder approbirter Wundarzt seyn,
und sich hierüber ausweisen. Die Lehrgegenstände für selben sind: 2) Im
ersten Jahrgange: Naturgeschichte und Gesundheitspflege der
sämmtlichen größeren Haussäugethiere; Anatomie und Physiologie;
Theorie des Huf- und Klauenbeschlages; allgemeinePathologie, dann
Heilmittellehre mit besonderer Beziehung auf die Haussäugethiere, d)
Im zweyten Jahrgange: Besondere Krankheits- und Heilungs-
lehre, der innerlichen Krankheiten; besondere Krankheits- oder Heilungs-
lehre der äußerlichen Krankheiten; Operationslehre mit Einschluß der
geburtshülflichen Operationen; die Lehre vom Exterieur; die Zucht- und
insbesondere die Gestütkunde ; die gerichtliche Thierheilkunde; practi-
scher Unterricht im Stalle über innerliche und äußerliche Krankheiten;
Wiederholung der Anatomie und Physiologie. Nach Vollendung dieses
zweyjährigen Curses, wobey der Schüler bey den öffentlich abgehaltenen
Semestral- und Finalprüfungen aus jedem Lehrfache wenigstens die erste
Fortgangs-Classe erhalten, und zwey innerliche und einen äußerlichen
Krankheitsfall unter der Leitung der betreffenden Professoren behandelt,
über jeden die Krankheitsgeschichte verfaßt, und dem Professor zur^Be-
gutachtung und Vidirung übergeben haben muß, erhält er nach Über-
lieferung eines Bittgesuches mit Beyschluß der Zeugnisse, der Kranken-
geschichten und der Taren von 90 Gulden C. M. an das Decanat der
medicinischen Faculrär, die Erlaubniß, zu den strengen Prüfungen zu-
gelassen zu werden. In 1>er ersten mündlichen strengen Prüfung hat er
aus jedem einzelnen Lehrfache der gesammten Thierheilwissenschaft Ge-
nüge zu leisten, und nur in diesem Falle wird er zur zweyten practischen
Prüfung zugelassen, wobey er eine ihm zur Aufgabe bestimmte, thier-
ärztliche Opera^on mit einem mündlichen Vortrage darüber öffentlich
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie