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354 Ihüngen. — Thurn-sofer u. valsassina, die Grafen.
führte T.'s erneuerte Theilnahme an den auswärtigen Geschäften her-
bey, denen er endlich im October 1300 für immer entsagte. 3 Monathe
darnach zog er sich von allen Staatsdiensten zurück, und wurde vom
Kaiser mit einem ansehnlichen Gnadengehalte und mit beträchtlichen Gü-
tern in Croatien belohnt. Seine hierauf noch in Preßburg, in Croa-
tien, zuletzt aber in Wien verlebten 17 Jahre der Ruhe, waren
einem kleinen Kreise von Freunden und dem Lieblingsstudium seinerIu-
gend, der orientalischen, vorzüglich der persischen Literatur gewidmet.
Die Kraft seines Geistes äußerte sich, wie in seinen Handlungen, so
auch in seiner Schreibart, die sich besonders durch Bündigkeit, Um-
sicht und Gediegenheit auszeichnete. Jede nicht durchaus nothwen-
dige Mittheilung für schädlich haltend, zog er sich sogar oft den Vorwurf
übertriebener Verschlossenheit zu. Die Grundsatze der französischen Re-
volution hatte er stets für unvereinbar mit der Sicherheit und dem Be-
stehen aller europaischer Staaten gehalten. Auch dann aber noch, als
vereinzelter Widerstand und falsche Maßregeln sie furchtbarer gemacht
hatten, glaubte ec nicht mit ihr transigniren zu können, unter welchsr
Gestalt sie auch erscheinen mochte. Es mußte ihm also zu keinem gerin-
gen Troste gereiche«/ daß er noch Zeuge der Begebenheiten von 1813
und 1814 seyn konnte. T. starb zu Wien den 23. May I8l8. Er war
nie verheyrathet; seine Güter fielen daher der Krone wieder anheim.
THÜNgen, Ioh . Carl Graf v. , k. k. Feldmarschall, wa'r
geboren in Frankreich den 5. Febr. 1648 aus altadeliger Familie. Er
trat früh in französische Kriegsdienste, und zeichnete sich mehrmahls in
Lothringen aus; 1676 trat er als Oberstlieutenant in die Dienste dej
fränkischen Kreises, und erhielt das Commando von Würz bürg; 1673
befehligte er in St raßburg, wurde dann General und trat 1686 als
Generalmajor in kaiserl. Dienste, wo er in Ungarn gegen die Türken
focht, zur Eroberung von Fünft irchen und OfenVieles beytrug, und
zum Commandanten der erstgenannten Feilung ernannt wurde. 1688 ward
er Feldmarschall-Lieutenant; 1689 führte er das Commando in der Fe-
stung Ma inz , und übernahm 1690 als General-Feldzeugmeister den
Oberbefehl der churmainzischen Truppen und Festungen. 1693 war er
Commandant von Phi l ippsburg, zeichnete sich bey vielen Gelegenhei-
ten rühmlichst aus, und trug 1704 zur Eroberung von U l m sehr viel bey.
Er übernahm bald darauf als k. k. Feldmarschall das Commando der Reichs«
armee, und starb den 8. Oct. 1709 zu Frankfurt am Ma in .
Thurn-Hofer und valsassina, die Grafen, ein seit dem 13.
Jahrhundert urkundlich bekanntes, aus Italien stammendes Geschleckt,
dessen ursprünglicher Nahme del laTorre war, und welches schon 1530
von Kaiser Car l V. in den Reichsgrafenstano erhoben wurde. Unter
seine Nachkommen gehört auch der merkwürdige Math ias Graf v.
Thurn (s. d.), die furchtbare Fackel des dreyßlgjahrigen Religionskrie-
ges. Das Geschlecht theilte sich in der Folge in mehrere Linien, welche
sich theils in Italien und in der Schweiz, theils in Tyrol, Krain,
Kärnthen, Görz, Osterreich, Böhmen :c. ansaßig machten. — Gegen-
wärtig blühen noch 4 Hauptlinien, wovon sich die dritte wieder in meh-
rere Aste theilt. Die erste Hauptlinie ist in Krain; Standesherr ist
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie