Seite - 357 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe See-V, Band 5
Bild der Seite - 357 -
Text der Seite - 357 -
Thurn , Mathias Graf v. 357
tigt. Eugen Alerander erhielt 1636 die spanische Fürstenwürde
und seine Besitzungen in den Niederlanden den Titel: ?rincipaut6 cis
jg ^our et ^285i5. — Am 4. Oct. 1636 ertheilte ihm Kaiser Leo-
pold I. sammt allen seinen Nachkommen den deutschen Reichsfürsten-
stand; den 20. May 1754 wurde das Haus T. in den Reichsfur^mach
eingeführt. Wegen der Würde eines kaiserl. Principal-Commissars am
Reichstage (welche auch sein Sohn und Enkel bis zur Auflösung des deut-
schen Reichs bekleideten), ließ sich Fürst Alexander Ferdinand zu
Regensburg nieder, wo noch gegenwärtig zu S t . Emeran die
Winterresidenz des Hauses ist. M a x i m i l ia n C a r l , Fürst v. T. ,
Fürst zu Buchau und K ro toszyn , gefürsteter Graf zu Fr ied-
berg-Scheer , Graf zu Va lsass ina, March tha l , Neres-
heim, Großkreuz des kaiserl. österr. Leopold- Ordens :c., geboren
den 3. Nov. 1802, succedirie seinem Vater dem Fürsten Car l Alexan-
der, den 15. Iuly'1827.
Thu rn , Math ias Graf v . , einer der mächtigsten Hebel des
böhmischen Aufstandes unter Ferd inand I I . , war geboren um 1580,
von protestantischen Ältern , aus der Familie von T h u r n - H o f e r
stammend. In frühester Jugend widmete er sich dem Kriegerstande, und
leistete im damahligen Türkenfeldzuge so wichtige Dienste, daß ihm
Kaiser Ma th ias die wichtige Stelle eines Burggrafen von Car l -
stein anvertraute, als welcher er sowohl die böhmischen Reichskleinode
als auch die Privilegien des Landes in Verwahrung hatte. 1617 wi-
dersetzte er sich, an der Spitze der evangelischen Böhmen, seiner Glau-
bensgenossen, der Ernennung des Erzherzogs Ferd inand zum Nach-
folger des Kaisers, welcher darüber aufgebracht, ihm die Burggrafen-
stelle entzog. Dadurch aufs äußerste erbittert, erklärte sich T. offen
gegen Osterreich, und begünstigte nach allen Kräften den Aufstand der
Böhmen. Unter seinem Einflüsse wurden die kaiserl. StatthalterM a r-
tinitz und S l a w ata den 23. May 1618 nebst ihrem Werkzeuge,
dem Secretär Fabr ic ius aus den Fenstern des königl. Schlosses zu
Prag geworfen und die Jesuiten aus dem Reiche vertrieben, welches sich
sofort von Osterreich lossagte. Mi t Talent und Umsicht leitete Graf T.
die Bewaffnung seiner Glaubensbrüder, ward zu deren Oberbefehlsha-
ber ernannt, drang hierauf an der Spitze eines ansehnlichen Hee-
res 1619 in Mähren und Niederösterreich ein, und bedrohte selbst
Wien. Indessen war jedoch Graf Manns fe ld in Böhmen von dem
kaiserl. Feldherrn Bucquoy geschlagen worden, und T. mußte sich
zur Deckung PragS zurückziehen. Daselbst angelangt, beförderte er
auf der von den Protestanten den 17. August-1619 gehaltenen Reichs-
versammlung die Ausschließung Ferdinand's I I . von dem böhmischen
Throne, und trug Vieles zur Wahl des Churfürsten Fr iedr ichV.
von der Pfalz zum König von Böhmen bey. Nach dem baldigen tragi-
schen Ende von dessen Regierung, durch die Schlacht am weißen Berge,
flüchtete Graf T. mit dem geachteten Fürsten nach B r e s l a u , begab
sich hierauf zu dem Fürsten Gabr-iel Be th len von Siebenbürgen,
nach dessen Versöhnung mit dem Kaiser aber zum Könige Gustav
Adolph von Schweden, in dessen Heer er sich in Polen und Deutsch-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie