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talent, das alle seine folgenden Unternehmungen so ruhmvoll beurkun-
^^ _^> Ein hervorstechender Zug von Menschlichkeit in dem Manne,
dem die Geschichtschreiber sie nicht ohne Grund abzusprechen so geneigt
sind/ ist es, daß er den zu P rag auf Verzeihung harrenden Haup-
tern der Empörung rieth, die Stadt zu verlassen, ehe der Verhaftsbefehl
ankam. — Da nach dem Siege der größte Theil der kaiserlichen Trup-
pen mit Bucquo y nach Ungarn zog, so hatte T. allein P rag und
das Königreich zu schützen, welches er nun ganz von den pfalzischen Trup-
pen reinigte, indem er Ernst Manns fe ld aus P i lsen und an-
decn haltbaren Orten, die dieser noch inne hatte, wegschlug. —Ietzr
aber war der Krieg nach dem westlichen Deutschland versetzt. T. sah sich
in die Unterpfalz gerufen, wo er, um das Land ganz seinem Herzoge
zu unterwerfen, nvch die 3 Hauptfestungen erobern, und die Anhanger
des vertriebenen Churfürsten vollends besiegen mußte. Er eilte aus dem
Lager, welches er bey Heidelberg genommen hatte, M a n n s f e l o
entgegen, dessen Vortrab bey W i s l o c h geworfen wurde, der sich
aber im Rückzüge zu einem so hartnäckigen Gefechte wieder herstellte,
daß die 'einbrechende Nacht das Schicksal des Tages unentschieden ließ. T.
gewann jedoch die vortheilhafte Stellung bey W imp fen , in welcher
er den Markgrafen von Dur lach besiegte, nach einem Kampfe, der
den ganzen Tag gedauert hatte. Jetzt war noch der Herzog Chr is t ian
von Braunschweig übrig, den er in seinen Verschanzungen bey Höchst
aufsuchte, und ihn über den Main warf. So hatte der Feldherr in ei»
nem Jahre 3 Haupttreffen geliefert, und fand noch Zeit Hei d elberg
und Mannheim einzunehmen, F rankentha l aber, wo der Win-
ter keine Belagerung mehr zuließ, eingeschlossen zu halten. — Die nach
den Niederlanden und Niedersachsen versprengten Truppen sammelten
sich 1623 unter ihren Führern, die den Krieg nach Böhmen spielen,
und mit der Be th le n'schen Partey in Ungarn sich in Verbindung setzen
wollten. T. vereitelte ihre Vereinigung, indem er über die Weser setzte,
den Herzog von Braunschweig bey St ein fü r t erreichte, und ihn bey
Stablo zum Treffen zwang, in welchem dieser all sein Geschütz und
Gepäcke verlor, so das; er nach Holland entweichen mußte. Dahin folgte
auch Manns fe ld , dessen Heerhaufe gleichfalls zerstreut worden war.
^-Der Feldherr ergriff nun als Staatsmann die Feder, und ließ kräf-
tige Abmahnungsschreiben an die niedersächsischen Kreisstande, an den
Churfürsten "von Sachsen und an den König von Dänemark ergehen,
der mit seinem unternehmenden Geiste an die Spitze der gedemüthigten
Partey sich gesetzt, und ein machtiges Heer in Niedersachsen ausgebrei-
tet hatte. Aber T. sprach im Tone des Siegers, und die Ausschweifun-
gen, die seine durch fast ununterbrochenes Kriegsglück unbändig und
grausam gewordene Mannschaft beging, waren eben nicht geeignet,
seine Gründe annehmbar zu machen. — Man griff wieder zu den Waf-
fen. T. versicherte sich der Weser, eroberte S to l zen a u , belager-
te den Paß bey N ienburg bis zum erwarteten Entsatze, folgte den
Dänen vor ihr Lager bey H a n a u , und nöthigte sie zum Treffen, wo
er 1625 nach einer blutigen Stunde einen entscheidenden Sieg er-
kämpfte. Die nächste Folge hiervon war, daß über 12 Städte an der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie