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Giuseppe, ein herühmrer Mathematiker, Astronom
und Meteorolog, geboren den 1l. Iuly 1719 in einem Dorfe unweit
Vicenza, kam 1733 in das Seminarium zu Padua , widmete.sich
der Theologie, beschäftigte sich aber hauptsächlich mit den mathemati-
schen Wissenschaften. Er zeichnete sich rühmlich aus, wurde in der Folge
selbst Lehrer am Seminarium^ und 1762 Professor der Astronomie und
Meteorologie an der Universität zu Padua. Er bewirkte es, daß eine
Sternwarte zu Padua erbaut wurde; auch wurden auf seine Veran-
lassung an vielen Orten des damahligen venetianischen Staats Blitzab-
leiter errichtet, und landwirthschaftliche Akademien gestiftet. Die ma-
thematischen Lehrbücher, die er für den Unterricht der Studirenden aus-
arbeitete, und die sich durch Klarheit und Bestimmtheit auszeichnen,
fanden Beyfall, und wurden in vielen Schulen Italiens eingeführt. Um
die Meteorologie oder WitterutiHslehre erwarb sich T. ein vorzügliches
Verdienst. Ergab zuerst einen meteorologischen Versuch, und dann seit
1773 ein astro-meteorologisches Journal ununterbrochen bis zu seinem
Tode heraus. 1774 gab die Societät der Wissenschaften zu M o n t-
pellier die Preisfragen auf: Welchen Einfluß hat die Witterung auf
den Wachsthum der Pflanzen, und welche practische Folgerungen lassen
sich in dieser Rücksicht aus den bisher gemachten Wetterbeobachtungen
ziehen? T. beantwortete diese Fragen, seine Schrift erhielt von derSo-
cietät den Preis, wurde nachher in verschiedene Sprachen übersetzt, und
als ein classisches Werk in diesem Fache angesehen. Deutsch erschien sie
unter dem Titel: Toaldo's Witterungslehrs für den Feldbau, übersetzt
von I. G. Steudel, 3. Aufl. Berl. 1736. Diese Schrift enthalt zuerst Be-
merkungen über den Einfluß der Winde und anderer Naturerscheinungen
auf den Wachsthum der Pflanzen und Früchte, stellt sodann Er-
fahrungsregeln, die aus 49jährigen Beobachtungen gesammelt worden,
und zuletzt Vorsichts- oder Vermüthungsregeln in Ansehung der Witte-
rung auf, wobey die Einwirkungen des Mondes vorzüglich berücksichtigt
worden. Wenn auch gleich das Meiste nur auf das Vaterland des Ver-
fassers, Oberitalien berechnet ist, so finden sich doch in dieser Schrift
Bemerkungen, die auch auf andere Lander anwendbar sind. T. war stets
ein aufmerksamer Beobachter der Natur und ein fleißiger Schriftsteller.
Ergab noch verschiedene andere astronomische und meteorologische Schrif-
ten heraus, machte 1783 eine gelehrte Reise durch einen großen Theil
Italiens, und starb am l l. Nov. 1798.
Tobelbad (Dobbelbad), steyermärk. Badeort im Grätzer
Kreise, liegt ungefähr lZ Stunden südwestlich von Orä'tz, in einem
engen Thale, zu dessen beyden Seiten sich mäßige Berge hinziehen, die
mir dichten Tannen- und Fichtenwaldungen bewachsen sind. Der Nahme
Tobelbad kommt von dem nur in Gebirgsgegenden üblichen Worte,
„der Tobel," welches ein enges und tiefes Thal bedeutet, aber nicht
von dem windischen „wplo." Es ist auch gar keine Spur vorhanden,
nach welcher man den windischen Ursprung dieses Nahmens annehmen
dürfte. Den Ursprung und die "Geschichte des Bades selbst deckt das
graueste Dunkel des Mittelalters; doch läßt sich mit Wahrscheinlichkeit
schließen, daß es schon vor 600 Jahren im Gebrauche war, und daher
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie