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dern; denn diese, erklärte er, würde man nur den Todten ans der
Hand winden müssen. Abzüge dieser Art versichern sich nur Männer,
die dafür bekannt sind, daß sie Worr halten. — In Wien erwartete
T. die Feldzeugmeisterswürde, der bald ein neuer Beweis des kaiserli-
chen Zutrauens folgte. — Es hatte sich damahls (1734) in Ungarn ein
räuberischer Haufe von Leuten zusammengethan, die sich als Mißver-
gnügte ankündigten, und das von einigen Grundobrigkeiten bedrückte
Landvolk an sich zogen; man brauchte hier einen Feldherrn, der auch
mit Unterthanen sich zu benehmen wußte, und von dieser seltenen,
dem Staate so kostbaren Klugheit hatte T. in Sicilien einen unzwey-
deutigen Beweis gegeben. Er überfiel die Aufrührer in einem Walde
bey Ar ad, verhängte nach seinen Vollmachten Untersuchung und Strafe
über die Schuldigen, und belehrte oder gewann mit Güte die Verführ-
ten. So leicht ist es innere Unruhen zu dämpfen, wen^ das Geschäft
an den rechten Mann gediehen ist. — Noch hatte T. den Zustand der
ungarischen Festungen zu untersuchen, ihre Werke sowohl, als die
Verwendung der dafür bestimmten Summen. — Nachdem er auch dieser
mühevollen und undankbaren Arbeit über Erwartung entsprochen, be-
förderte ihn der Monarch mit der Würde des geheimen Raths zum Oe-
neralcommandanten der Truppen und Interimsstatthalter in Mai land
1736, und bald nachher 1737 auch in M a n t u a, Parma und
Piacenza. Bey dieser Gelegenheit erschien seine Denkungsart in ih-
rem wahren Lichte. Ihm war der volle Genuß aller Einkünfte, wie
seine Vorverweser sie bezogen hatten, von seinem großmüthigen Monarchen
zugewiesen worden; T. aber erklärte eben so freymüthig als uneigen-
nützig , daß er bey den erschöpften Staatscassen sich mit der Hälfte zu
begnügen für Pflicht halten müsse. Diese Erschöpfung lag am schwersten
über dem Lande, dessen Verwaltung er übernahm, da es von fremden
und eigenen Armeen ausgezehrt, eine beträchtliche Schuldenlast auf sich
angewiesen und nicht welliger als 30,000 Mann zu erhalten hatte,
und zwar zu einer Zeit, da so viele durch den Krieg versiegte Quellen
seiner Betriebsamkeit erst wieder eröffnet werden mußten. Wenn hier
sein natürlicher Hang zur Großmuth und Wohlthätigkeit die thränen-
benetzte Abgabe der Armuth oft aus Eigenem ersetzte; so hieß ihn ge-
fühllose Arithmetik einen Verschwender und unfähigen Verwalter der
Landeseinkünfte. — Car l VI . aber glaubte ^n eine Tugend, von der
er Proben gesehen hatte, und ernannte ihn kurz vor seinem Tode
zum Feldmarschall.—Von Mar i a Theresia in Würden und Äm-
tern bestätigt, genoß T. die Ehre, für seine Königinn die Erbhuldi-
gung der ihm vertrauten Länder anzunehmen. — Nachdem die Monar-
chinn, auch in Italien angegriffen, sich im Februar 1742 mir dem
Könige von Sardinien verbunden, und ihr Feldherr gemeinschaftlich mit
diesem den Operationsplan entworfen hatte, rücklen die Truppen in
das Modenesische. Die Spanier unter M o n temar zogen sich vor
ihnen zurück, bis sie endlich unter Gaqes standhaftere Maßregeln
nahmen. Beyde Armeen setzten sich am Tanaro einander gegenüber,
und beobachteten und beunruhigten einander, ohne einen förmlichen
Angriff zu wagen. — Noch im Winter 1743, und ehe die aus Deutsch-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie