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land heranziehende Verstärkung eintreffen konnte/ eröffneten die Spa»
nier den neuen Feldzug mit dem blutigen Treffen von Camposan to.
^. T. zu wenig mit Truppen und Bedürfnissen versorgt, hielt sich ruhig
hey Carp i , und lehnte den Einfall in das Neapolitanische ab, den er
für unausführbar hielt, was sich auch durch den Versuch seines Nach-
folgers und durch den Erfolg bey Ve l le t r i bestätigte. —Neue Ver<
leumdungen, und mehr noch Unverträglichkeit der Maßregeln derer,
die mitwirken sollten, mit den seinigen vermochten ihn um seine Zurück,
berufung anzusuchen. Theresiens kräftige Erklärung, sie denke
von ihm, wie jeder Rechtschaffene, machte die Ankläger stumm; und
der Orden des goldenen Vließes, den er aus den Handen ihres Ge-
mahls empfing, vollendete die Beschämung derselben. Zum Comman-
birenden in Mähren war er vor seiner Ankunft schon bestimmt gewesen.
Am meisten geehrt sah sich T. dadurch, daß ihn die Monarchinn einem
Manne zum Nachfolger gab, der ihr ganzes Vertrauen besessen hatte.
Er sollte ihr den Verlust des Feldmarschalls Khevenhül ler ersetzen,
und dem Prinzen Car l von Lothringen zur Seite, die Armee an den
Rhein führen. — Iugendkraft kehrte in den Arm des ergrauten Kriegers
zurück, und der Prinz fand ihn, als er aus Brüssel eintraf, zwi-
schen He i lb ronn und Neckarulm in einer Bereitschaft aufge-
stellt, wie sie nur von ihm zu erwarten stand. Einem Plane getreu,
der bis zum Tage der Ausführung zwischen dem Prinzen, T. und N ä-
dasdy, der ihn entworfen hatte, Geheimniß geblieben war, versuch-
ten sie den denkwürdigen Übergang über den Nbein, von Noa i l l es
mit seinen Franzosen, den sie jenseits, und von Seckendorf mit sei-
nen Bayern, den sie dießseits des Stromes, und mit jenem durch eine
Brücke in Verbindung wusiten, nicht aufgehalten. Man hatte sich
Straßburg auf eine Meile genähert, als die Nachricht vom zweyten
preußischen Einbrüche in Böhmen eintraf. Jetzt war es ihre rä^ste An-
gelegenheit, dorthin aufzubrechen, und wenn man nicht abgeschnitten
werden wollte, den genommenen Boden mit gleicher Eile und Vor-
sicht wieder zu verlassen; in der That, wird dieser so geschickt einge-
leitete Rückzug als ein Meisterwerk der Kriegskunst angesehen, welches
nur durch die künstlichen Züge und Gegenzüge übertroffen wird, durch
welche T., nachdem man Böhmen erreicht hatte, immer hinter dem
preußischen Heere her, den Feind aus dem Lande schob, und in seiner
Standhaftigkeit gegen alle Anlässe zu zweydeurigen Gefechten verharrte.
Friedrich war in die Nothwendigkeit gesetzt, zwischen Schlesien und
Böhmen zu wählen; wollte er P rag behaupten, so konnre man ihn
von Schlesien abschneiden; wollte er sich in der Verbindung mit Schle-
sien erhalten, so war eben damit P rag und Böhmen aufgegeben. Er
hätte unter T. ein Paar Feldzüge machen mögen, sagte dieser König
von ihm— ein Wort, das Alles erschöpft, was von einem Feldherrn
Rühmliches gesagt werden kann! — Bey Gelegenheit des erledigten Kai«
serthrones zogT. mit den nach dem Vergleiche zu Füssen noch in Bayern
stehenden Truppen nach der ihm eigenen Art, den ihn beobachtenden
Conty immer in Ungewißheit haltend, durch die Pfalz und durch Hes-
sen hin, so daß er sich, von dem entgegenrückenden niederländischen.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie