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Trauttnmnsdorff, Maximil. Graf v.
Frieden mit unstreitig großer Mäßigung beyder Theile, in dem endlich
beyderseits tief und dringend empfundenen Bedürfniß der Versicherung
und Vereinigung. — Seit 1620 hatte T. alle Unterhandlungen mit
Sächselt allein geführt. Von 1623 bis 1630 hatte er mit Ausnahme
semer häufigen Reisen fast 2 Jahre am Hofe zu Dresden verlebt und
die volle Zuneigung des Churfürsten, das Vertrauen seiner Geschäfts«
leute und selbst die hohe Achtung der Gegenpartey erworben. In wü-
thendem Sturm war T.'s Leben verflossen. Er war in Blick und Sprache
und im ganzen Äußern sanft, ruhig, gemäßigt, voll zuvorkommender
Freundlichkeit, ader von würdevollem Anstand, so verschwiegen, daß
er darin zum Sprichworte ward; weit mehr Staatsmann als Hofmann;
kalten Kopfes, aber warmen Herzens, schien er ein Fremdling in dem
Aufruhr und blutigen Waffenspiel, in Rauch und Flammen der beweg-
ten Welt. Kleinliche Eitelkeit auf sein Verdienst, winzige Bekümmernisse
um seinen Einfluß, durften die reine Schwelle dieses milden und den-
noch starken Gemüths niemahls betreten. — Nudolph und Math ias
hattm ihn wie einen Sohn geliebt. Er war Ferdinand's I I . Iugend-
gespiele, der treue Genosse seiner höchsten Noth, die völlig anspruck-
lose, aber starke Stütze seiner Herrlichkeit gewesen. Ferdinand I I I .
und Erzherzog Leopold Wi lhe lm ehrten ihn wie seine Söhne. —»
Im brausenden Sturm, in einem ihm fremden und widerstrebenden Ele-
mente ward, wie gesagt, sein Leben dahin getragen. Dennoch war es
ihm vergönnt seine letzte und wichtigste Staatshandlung in eigenem
Geiste zu vollbringen und die Pforte des verderblichen Krieges zu schlie-
ßen. Er, der zuerst die katholische Ligue fest um ihren Kaiser vereinigt;
er der das Reich pacificirt hatte, unterzeichnete nun auch als erster Both-
schafter, der ohne Beyziehung seiner Mitgesandten zu unterhandeln
und abzuschließen, bevollmächtigt war, den westphälischen Frieden mit
Schweden zu Osnabrück, mit Frankreich zu Münster. — Auf ihm
beruhte das Zutrauen der Fürsten, auf ihn waren die besondern Voll-
machten gestellt. — 1622 und 1625 erhielt er die Diplome des erb-
ländischen und Reichsgrafenstandes: „Für das uralte herrliche Ge-
schlecht deren von T., welches über 730 Jahre adeligen rittermäßigen
Stand ausgewiesen."—Bereits auf dem Reichstage zu Presiburg
1635 hatten die Stände den Grafen Max durch einhelligen Zuruf zum
Indigena erkoren, 1631 ernannte Erzherzog Leopold von Tyrol T.
zu seinem geheimen Rath und Minister am kaiserlichen Hoflager in
Wien; im nähmlichen Jahre erhielt er auf der schwäbischen Grafenbank^
Sitz und Stimme, in welches späterhin wieder aufgegebene Recht, sein
Nachkomme, Graf Franz Norbert 1773 introducirt wurde. Am
l6. Iuly 1635 schenkte ihm Ferdinand I I . in Anbetracht seiner vielen
Opfer und Activforderungen die confiscirten würtembergischen Ämter
Weinsberg und Neustadt am Kocher, beyde wurden jedoch kraft
der im westphälischen Frieden bedungenen Amnestie an Würtemberg zu-
rückgestellt. Imnähmlichen Jahre verlieh ihm der König von Spanien den
Orden des goldenen Vließes, den ihm der Sieger von Nörd l i ngen ,
König Ferdinand, mit ausgezeichneter Feyerlichkeit mnhing, ja spä-
terhin wurde ihm die seltene Ehre zu Theil, durch ein eigenhändiges
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie