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I r i e st. 419
vonAquileja, 567 nach Rom's Erbauung, gegen die der Pflanzung
einer römischen Colonie sich widersetzenden Istrier führte, hat T., a!5
die Pforte von Istrien, große Erschütterungen gelitten. Nachdem sich
aber EajusSemproniusTuditanus, gleichfalls Consul der römi-
schen Republik, 624 nach Rom's Erbauung, oder 123 Jahre vor der
christlichen Zeitrechnung, die Provinz Istrien unterwarf, so erhob er T.
(also 54 Jahre später als Aquileja) zu einer romischen Colonie, deren
Bevölkerung der Senat durch Übersetzung einiger römischen Familien
zur Verwaltung der Amter vermehrte. Um dem unruhigen Volk? des
eroberten Istriens ernste Miene zu zeigen, und den slavischen Völkern
und Barbaren die Einfalle in Italien zu erschweren, wurde diese Colo-
nie mit Truppen besetzt und befestigt. Gefundene Inschriften erzählen,
daß die alten, zum Theile noch sichtbaren Mauern und Wehrthürme der
Stadt von Jul ius Cäsar erbaut, und die Colonie der publilischen
Tribune einverleibt worden sey, in welcher Epoche sie durch das Duum«
virat regiert wurde. Von dem Zeitpuncte an, alsConstantinder
Große nach der Niederlage des Maxentius Italien besuchte,gehörre
T. zu dem abendländischen Kaiserthume, und blieb bis zu der, im 6.
Jahrhundert unter dem Papst V i rg i l ius , von dem Bischöfe in A q ui»
leja, Macedonius, veranlaßten Spaltung, dem E.rarchat von
Ravenna unterworfen. Nach vielen, von den Slaven und andern
Horden erlittenen Drangsalen siel T., sammr der Provinz Istrien, dem
Herzoge von Friaul zu, wurde aber in dieser Abhängigkeit von den Sa-
razenen übel mitgenommen, bis es endlich von Lothar, dem Sohne
Ludwig's des Frommen, an den Bischof Johann verschenkt ward.
In den Zeiten des Mittelalters war das Schicksal dieser Stadt, welche
oft unwillkührlich an den Unruhen der benachbarten Fürsten Theil neh«
men, und die Wahl des Schutzherrn oft nach Conjuncturen gewaltsa-
mer Verhältnisse bestimmen mußte, sehr veränderlich. 953 stand sie un«
ter der Herrschaft des Patriarchen von Aqui le ja, sodann unter jener
Heinrich's Grafen von G örz. Sie genosi den 1202 ihr versicherten
Schutz des Dogen von Venedig und Herzogs von Kroatien und Dal-
matien, Heinrich Dandolo, kaum 4 Jahre, und huldigte dann
dem mit Kärnthen und Istrien belehnten Ludwig von Bayern. Bald
darnach wieder unter den Schutz der Venecianer geschmiegt, lief sie
1279 den Patriarchen vonAquileja als ihren Protector an, und re<
gierte sich unter dessen Schutz durch selbstgewählre Präfecten. Bis zu
dem 1381 zwischen Genua und Venedig geschlossenen Frieden war
3. durch das Spiel der Gewalt und des Kriegsglücks bald in die vene-
tianische, bald in die patriarchalische Oberherrschaft gerathen. Endlich
nahm sie Herzog Leopold der Fromme von, Osterreich in seinen
Schuh, und sie blieb, ungeachtet der zwischen Österreich und Vene-
big ausgebrochenen Kriege, doch immer unter dem Sckirme des Erz-
Hauses. Umgeschaffen, vergrößert, zugenommen an Bevölkerung und
Wohlstand ist es der erhabenste Beweis, was eine s<mfte, von Gerech-
tigkeit und Beglückungssinn geleitete Regierung vermag. T.'s Bevölke-
rung erhob sich im Mittelalter nie über 400 Seelen, doch stieg sie seit
der Einverleibung mit den Staaten Österreichs und der l?l9 erfolgten
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie