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lürkcnkriegc u. Belaqerungen Wiens durch dieCürken.
buhler aufstellte. Demungeachter siegten die österr. Heere unter Mon-
tecuculi den 2. Aug. 1664 bey St . Got th ard; jedoch reizte der
Kaiser den 10. August desselben IahreS die Ungarn durch den unrühm-
lichen Frieden bey Vasvar (s. Friedensschlüsse). Durch die er»
neuerte Bedrückung der Evangelischen und die Anstellung vieler Auslän-
der in den höheren bürgerlichen und militärischen Würden ward die Ga'h-
rung in Ungarn noch gesteigert, bis sie 1670 in einen offenbaren Auf-
stand ausbrach, an welchem Georg's I I . Sohn, Fürst Franz Ra-
koczy, thätigen Antheil nahm. Zwar ward der Aufstand durch militä-
rische Gewalt, durch die Hinrichtung vieler edlen Ungarn, durch die
Schließung vieler protestantischer Kirchen und Schulen, und durch die
Organisation einer unbeschränkten Regierungsform, mit Aufhebung
der Würde eines Palatins in Ungarn, augenblicklich gedämpft; allein
Oraf Emerich v. Tökely (s. d.) begann denselben, unterstützt von
Frankreich, von der Pforte und dem Fürsten von Siebenbürgen, 1673
von Neuem. Des Kaisers Nachgiebigkeit auf dem Reichstage zu Oden-
bu rg 1631 in Hinsicht der Wahl eines neuen Palatins und der Zurück-
gabe mehrerer evangelischer Kirchen beruhigte die erbitterten Gemüther
nicht; Tökely begab sich 1632 unter türkischen Schutz, huldigte dem
Sultan und versprach ihm, bey dessen schon lange vorbereitetem Er-^
oberungszuge als Führer zu dienen. Der Grcßvezier Kara Musta-
pha (s. d.), welchem der Oberbefehl der gesammtey türkischen Macht
übertragen war, verließ seinen Waffenplatz Adrianopel mit 200,000
Mann, und vereinigte sich zu Ofen mit den mißvergnügten Ungarn
umer Tökely's )(nführung, der Sultan blieb, des Erfolges har-
rend, in Belgrad zurück. Indessen blieb man am kaiserl. Hofe nicht
unthätig. Mit den norddeutschen Fürsten, mit Schweden und Sachsen,
und besonders, da man sich von Seite Frankreichs nicht viel Gutes ver-
sah, mit Bayern und den Niederlanden wurden Bündnisse geschlossen,
vor Allem aber versicherte man sich der Freundschaft und des Beystandes
Polens, dessen König, Johann I I I . (Sobieski) , den Türken be-
reits furchtbar geworden war. Das Vordringen der feindlichen Oesammt-
macht geschah indessen mit solch' reißender Schnelle, daß die bey C o-
morn stehende kaiserl. Armee unter dem Herzog Carl von Lothrin-
gen kaum mehr Zeit zum schnellen Rückzüge auf das linke Donauufer
gewann, um daselbst Verstärkungen abzuwarten und in Wien , welche
Stadt den tapfern und verstandigen Grafen Rüdiger v. Starhem-
berg (s. d.) zum Commandanten erhielt, kaum mehr die nöthigsten Ver-
theidigungsmaßregeln und Befestigungen gemacht werden konnten. Den
12. Iuly l633 sielen die türtischen Streifhorden zum ersten Mahle bey S t .
Marr ein, und verheerten und verbrannten Alles, was ihre Hände
erreichen konnten. Von Baden und der Leitha bis zum Kahlen-
berg stand alles in Gluth und Flammen; den 13. I.:ly früh streifte
die feindliche Reicerey schon bis in dieNaoe der Stadt. Nun ließ S ta r-
hemberg, freylich etwas spat, die Vorstädie in Brand stecken, wobey
es denn auch nicht fehlen konnte, daß manche Schätze der Kunst und
Wissenschaft, werthvolle Manuscrivte und Büchersammlungen, welche
nicht früher gerettet waren, den Flammen zum Raube wurden. Den
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie