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den 15. Aug. 1717 hatten schon 1713 den Abschluß des für Osterreich s»
äußerst vortheilhaften Friedens zu Passarowitz zur Folge (s. Frie,
densschlüsse). 1737 wurde Carl VI . kraft eines seit 1726 bestehen-
den Bündnisses mit Rußland zur Theilnahme an dessen Kriege gegen
die Pforte genöthigt, der eigentlich dem Interesse Österreichs fremd war,
denn Osterreich hatte seit 2 Jahrhunderten- in den Kämpfen gegen die
Pforte nie so viel gewonnen, als in den durch Eugen's Siege herbey-
geführten Friedensschlüssen von Carlowitz und Passaro witz; 3 un-
glückliche Feldzüge nöthigten endlich den Kaiser, unter Frankreichs
Vermittlung den Frieden von Belgrad den 13. Sept. 1739, jedoch
mit großem Unwillen zu unterzeichnen, welcher größtentheils die
Früchte der vorigen Friedensschlüsse zerstörte. Während der ganzen Ne.
gierung Mar ia Theresi,ens war die Pforte, gewiß zu großem Vor-
theile der Kaiserinn, mit Osterreich in gutem Vernehmen gestanden, ja
sie hatte durch die Überlassung der Bukowina l 777 einen Beweis gegeben,,
welchen Werth sie auf diese friedliche Nachbarschaft legte. Allein nachdem
Tode der Kaiserinn veranlaßte ein Bündniß Joseph's I I . mir der rus-
sischen Kaiserinn Cathar ina I I . wieder einen Türkenkrieg. Die Wie-
derherstellung des griechischen Reiches und die Vertreibung der Türken
aus Europa sollten der Zweck desselben seyn. Joseph begab sich 1783
mit seinem Neffen Franz zur Armee, um Augenzeuge deren Fort-
schritte zu seyn. Indessen kostete dieser Krieg der Monarchie groß.e
Summen, so wie, hauptsächlich durch ausbrechende Seuchen, viele
Menschen. Zwar siegten Prinz I o s i a s von Sachsen-Coburg und
Suwarow den 22. Sept. ^789 bey Mart inest ie , und Lou-
don (s. d) erstürmte den 8. Oct. 1789 Belgrad, welche Begebenheit
in Wien durch Freudenfeste gefeyert wurde; allein Rußland führte den
Krieg nicht mir Lebhaftigkeit, Kaiser Joseph mußte krank nach Wien
zurückkehren, Preußen sah mit Verdruß die innige Verbindung der bey-
den Kaiserhöfe, es garantine den 31. Jan. 1790 der Pforte die Inte-
grität ihrer Staaten, 5nd rüstete sich bereirs zum Kriege gegen Oster-
reich, als Joseph's I I . Tod und Leopold's I I . Thronbesteigung
die friedliche Ausgleichung der mannigfach verwickelten Staatenverhält-
nisse im europäischen Osten herbeyführte. Bereits den 30. Dec. 179l)
wurde unter Preußens Vermittlung der Friede zu Szistowa(s.-Frie-
densschlüsse) größtentheils auf den 5ww5 yuo mit der Pforte ab-
geschlossen, und beendete so, wahrscheinlich für immer, die feindseligen
Verhältnisse Österreichs mit der Pforte, welche durch innere Empörun-
gen und unglücklich geführte Kriege geschwächt, wohl außer Stand ge-
' setzt seyn möchte, einen so ungleichartigen und zugleich ihren Interessen
so zuwiderlaufenden Kampf mir einer, ihr in jeder Hinsicht so weit über-
legenen Macht zu beginnen.
Tuln (Tul ln), alte niederösterr. lande.sfürstl. Stadt, ziemlich
wohlgebaut, *mir alten noch gut erhaltenen Ringmauern und Thoren
umgeben, auf dem schönen Tulnerfelde im V. O. W. W., am Ein-
flüsse des kleinen Tulnerbaches in die Donau, auf der Landseite von
lauter Ackern umgeben, vor Alters die Hauptstadt des Landes und der
Sitz der Landtage, zählt 225 Häuser und 1,800 Einwohner, die sich
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie