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theils vom Feldbau, theils von städtischen Gewerben, von Schifffahrt
und dem Handel mit Lebensmitteln ernähren. T. hat einen
geräumigenlln
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Hauptplatz, 4 Kirchen / worunter die schöne Dechanteykirche, ein Spi-
tal, eine Schule des k. k. Pioniercorps, eine Schwimmschule, eine
Runkelrübenzuckerfabrik, Pottaschesiederey, Branntweinbrennerey :c.
Die größte Merkwürdigkeit des Städtchens ist die' heil. Dreykönigs-
capelle, ein altsächsischer Rundbau von ausgezeichneter Schönheit, jetzr
m einem Magazine verwendet. An der Stadtmauer befindet sich die bür-
gerliche Schießstärte; auch steht außer der Stadt ein nel.'aebautes Sie-
chenhaus. — Unter den Babenbergern war T. seines Hausenfanges we-
gen berühmt. Aufgefundene Römersteine und Münzen mehrerer röm.
Kaiser geben den Beweis, daß die Römer hier eine Niederlassung ge-
habt haben.
Tuma, Franz, einer der vorzüglichsten T?nkünstler Böhmens,
war 1704 zu Kosteletz in Böbmen geboren. Die klangvolle Stimme
des Knaben veranlaßte seinen Vater, ihn in der Tonkunst unterrichten
zulassen, in welcher Absicht er ihn, zugleich aber auch um selben in den
übrigen Kenntnissen auszubilden, in einem Seminarium der Jesuiten
erziehen ließ. Nach vollendeten Studien kam T. nach Wien und ward
dem böhm. obersten Kanzler, Wenz. Norb« Octavian Grafen v.
Kinsky, bekannt, welcher ihn mit Geld unterstützte, um die fran-
zösische und italienische Sprache, hauptsächlich aber, weil er an ihm
Neigung zur Musik wahrnahm, die Kunst des Tonsatzes zu erlernen.
Fuchs, Capellmeister Kaiser Car l's VI . , ward sein Lehrer. Die große
Anlage, der außerordentliche Eifer und Fleisi des Schülers bewirkten in
Kurzem, daß seine Werke, besonders im Contrapuncte und Kirchen-
style, jenen der vorzüglichsten Meister beygezählt wurden. — 1741
wurde T. Capellmeister am Hofe der verwitweten Kaiserinn Elisabeth,
nach deren Tode er, im Genusse eines ansehnlichen Gehaltes, seine
Tage in einem Kloster zubrachte, wo er 1774 starb. Seine musikali-
schen Werke werden noch immer von Kennern geschätzt.
Turas, mähr. Dorf und Wallfahrtsörtim Brünner Kreise, eine ehe-
mahlige Iesuitenresidenz in derNahevonBrünn, mit 600Einw., einer
Piarre und 2 Kirchen. In der Pfarrkirche wird ein aus Holz geschnitztes
Marienbild verehrt, welches schon 1050 an eben dieser, damahls unan«
gebauten Waldstelle in einem Dornbusche gefunden wurde, und auch
die Anlegung dieses Dorfes veranlaßte. Bey T. haben in früherer und
m späterer Zeil große Erercirlager Statt gefunden; letztlich in den Jahren
1333 und 1834 wahrend der Anwesenheit des Kaisers F ranz zuBrü n n,
welcher mit mehreren oier angekommenen ausgezeichneten Personen der
Manovrirung des concentrinen Truppencorps beywohnte.
Turnau (Turnow), böhm. offenes Stcdtchen am linken Ufer
der Iser, im Bunzlauer Kreise mit 300 Häusern und 3,609 Einwoh-
nern, ist seir langen Jahren durch seine Compositionssteine und ge-
schliffenen Edelsteine bekannt, womit in mehrere Lander des Kaiserstaa«
teä und nach dem Auslande Handel getrieben wird. Auch werden hier
i^ele Baumwollwaaren gedruckt. In geringer Entfernung sieht man die
Trümmer der merkwürdigen Pergveste Tro sky (s. d.).
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie