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Tyrol, I Geschichte.
mit einem andern über den Rhein kam, um die Eroberung von Norden
herzu unterstützen und zu vollenden. Gleichzeitig wurde durch Pu-
blius S i l ius das östlichere Gebirgsland erobert, und so entstanden
die neuen römischen Provinzen des Noricums, Vindeliciens und Rhä-
tiens, durch römischen Anbau sicherer Feldlager und Burgen hinläng-
lich gegen die Angriffe der angranzenden Alemanen, wie vor dem Ab-
falle der unterjochten Völker gesichert, deren verschiedene Abstammung,
Eprachen und Sitten ohnehin sie nicht zu einem übereinstimmenden Wir-
kell mit den deutschen Völkern eignete, wogegen die Nömer auch da-
durch die wirksame ^leitung getroffen hatten, daß sie den Kern des
Volkes, der nicht bey der Eroberung des Landes selbst vernichtet ward,
theils in fernen Gegenden ansiedelten, theils in ihrem Kriegeheere un-
terbrachten. So wurde bald der schwere Kampf der Vater von den Söh-
nen bey neuer Beschäftigung mit ferneren Feinden vergessen, und selbst
im Vaterlande gewöhnte sich das Volk gern an das mit größerer Sicher-
heit aufblühende Wohlleben; denn der Sinn für Bequemlichkeit und
Annehmlichkeit war erwacht/ so bald das Bedürfniß leichter befriedigt
wurde. — Bald nach dem Anfange der römischen Herrschaft in diesem
Lande entstanden auch mehrere Pfianzstadte in demselben,, und darunter
besonders ^ei-ioji auf einem anmuthigen Hügel über dem viel spater er-
bauten Meran im Gebiethe des Volksstamnies der Genaunen befindlich,
wo der kaiserliche Quastor seinett Sitz und eine römische Legion ihr
Standquartier hatte. Nicht weit pon dem vorigen war Läuxanum
otzen), welches nebst der Landschaft der Feltriner, in der dieser Ort
, und der römischen Colonie zu 1>i^entuin schon zu Italien ge-
rechnet wurde.— Gegen Norden war Vi-ißantiuin als Handelsplatz am
I^cus venew5 berühmt und wichtig, auch wegen der Straßentheilung,
die hier Statt hatte, wodurch das innere Rhatien mit der großen römi-
schen Niederlassung am Lech (^uguzta Viu^elicoi-um, jetzt Augs-
burg) in eine leichte Verbindung gesetzt war; dann der Hauptort
Velclil^ena im Gebiethe der Breuni, zu dem auch die Stelle der
jetzigen Hauptstadt I nnsb ru ck gehörte. -— Wie die römische Größe
hinsank, so ging auch der Wohlstand des Landes unter, welches dann
über ein Jahrhundert hindurch der Tummelplatz der Völker war, die
Rom's Herrschaft vertheidigten und bekämpften. Bald kamen Alemanen
von Norden, bald andere Barbaren von Osten her, und zerstörten,
was sie von den Römern hier vorfanden; aber am meisten gescbah es
von Attila's furchtbaren Hunnen, welche 452 ihren Zug über die
Alpen nach Italien antraten, und vorzüglich den südlichen Tl-eil des
folgten viele andere
Barbaren finter und neben einander, welche bey dem Mangel gleich-
zeitiger Quellen nicht einmahl ihre Nahmen in der Geschichte erhalten
haben; denn nur die der mächtigsten unter ihnen Hai uns dieselbe auf-
bewahrt, und unter solchen der Hen'ler, dann der Mest- und Ost-
gothen, von welchen Lehtere bis zum Untergange ihres eigcnen Reiches
(554) dieses Land unter demselben begriffen haben. —Aus seinen Trüm-
Mern bildete der Longobardenkönig Älboin in Oberttalicn ein neues
Reich, ^ dem auch der südliche Theil Tyrols bis an lie Gebirge des
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie