Seite - 464 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe See-V, Band 5
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l6» U l r i c h .
Pfarrer zu Bon iow ih und 1734 zu K ronau in Mähren. l737 in
das Stift als Sonntagsprediger zurückberufen, weihte er sich ganz der
Geschichte seines Vaterlandes, und starb als Subsenior des Stiftes den
7. Februar 1765. Er schrieb: Alt-Mahren, geographisch-chronologisch-
historische in 2 Theile eingetheilte Verfassung der Marcomannen, der
Slaven, Slaviner:c. von 527 bis 1086, wo das slavische Königreich
eine Markgrafschaft geworden, 2 Bde. Olmütz 1762. Die in Wien
befindliche reiche Cerron i'sche Sammlung von Handschriften, die nicht
nur Mähren, sondern auch Böhmen betreffen, und über welche die von
öffentl. Bibliotheken, Literaturfreunden und gelehrten Forschern des
I n - und Auslandes schon lange sehr gewünschten Cataloge nun bald in
Druck gegeben werden dürften, bewahrt mehreres Handschriftliche vonU.,
darunter auch: Neu-Mähren von ll)86 bis 1686.
Ulrich, F lor ian, Stadtpfarrer zu K o r n e u b u r g nächst
Wien , ward 1728 zu Wien geboren, und trat 1753 in den Orden
der regulinen Chorherren des Stiftes Klosterneuburg. Er war
nicht nur ein sehr grosier Mathematiker und gründlicher Gottesgelehr-
ter, sondern auch stets eifrig und unermüdet für das Heil seiner Pfarr-
kinder. Die von Ant. Felkel in Wien ausgearbeiteten Factoren-
tafeln fand er fehlerhaft, und in andern, deren keine so weit als die
Felkel'schen reichten, entdeckteer noch weit mehr Fehler; daher ent-
schloß er sich, die Factoren aller durch 2, 3 und 5 nicht theilbaren Zah,
len von 1 bis auf eine Million allein zu berechnen. 1791 fing er dieses
überaus nützliche Werk an, ein Werk, welches bekanntlich schon seitdem
Anfange des 13. Jahrhunderts der Wunsch aller Akademien und das
eifrige Bestreben ihrer berühmtesten Mitglieder war. Lambert (eines
der vornehmsten Mitglieder der Berliner Akademie) versprach in seinen
vortrefflichen Beytragen demjenigen, der die Factorentafeln bis auf
1 Million zu Stande brächte, eben die Unsterblichkeit des Nahmens,
welche sich Nepper undIostByer je durch ihre logarithmischen Ta»
feln erworben haben, gab aber nach aller angewandten Mühe, wie
er sich in seinen Zusätzen zu den trigonometrischen und logarithmischen
^ Tafeln und im 5. Bande seines Briefwechsels klar ausdrückte, am Ende
* alle Hoffnung auf, daß die Factorentafeln je so weit würden ausge-
arbeitet werden. Indessen hatte U. die nachfolgenden 2 Jahre hindurch
schon alle Factoren aller Zahlen bis zur Zahl 753,031 auf das zuver<
läßigste berechnet. In den späterhin erschienenen Factorentafeln, von
denen er bemerkte, daß sie aus denFelke l'schen geworden waren, zeich-
nete er alle Fehler genau aus, und vollendete im Sept. 1799 seine,
bis auf 1 Million und 500,000 zuverlaßig ausgearbeiteten und auf die
dem es den evidenten Beweis in sich enthalt, daß ein einziger Mann in
Osterreich, nebstallen seinen geistlichen Verrichtungen, während der letz-
ten 9 Jahre seines verdienstvollen Lebens in diesem Fache mehr geleistet
hat, als alle auswärtigen Akademien zusammengenommen, ein ganzes
Jahrhundert hindurch. U. starb den 2 l . April 1800.