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482 Ungarn, I. Geschichte.
Tochter Elisabeth und ihr Gemahl Erzherzog Albrecht, welcher aber
bereitS 1436 starb. El isabeth gebar erst nach seinem Tode einen
Sohn, Ladis laus (mit dem Beynahmen des Nachgebornen,
PostHumus), der den polnischen König Wladis law zum Vor.
mund bekam, welcher sich mit Albrecht's ältester Tochter verehelichte,
aber bereits 1444 in dem Treffen wider die Türken bey Varna blieb.
Ladislaus erhielt nun den Thron, und der tapfere Johann v.
Hunyad , welcher Belgrad und U. vor den Osmanen rettete, wurde
Neichsstatthalter, machte sich aber desto weniger als Vormund bey
dem König beliebt, der dann auch bey seiner erlangten Volljährigkeit,
1456, mit Erbitterung das Haus Hunyad verfolgte, den ältesten
Sohn hinrichten ließ, und den jüngern< Math ias (mit dem Beynah,
men Corv inus) , zu P r a g als Gefangenen behandelte; aber
kaum starb Ladislaus noch unvermadlt 1457, als der junge Ma,
th iasHunyad , trotz der Ansprüche Kaiser Friedrich's 111. auf die
erledigte Krone, durch die versammelten Stände auf dem Landtage zu
Pesth zum König erwählt war. — Mit ihm beginnt wieder ein neuer
Zeitpunct des äußeren und inneren Flores von U. Obwohl anfangs
einer Wahlcapitulation unterworfen / wußte sich doch der junge
König ganzlich unabhängig zu machen, und mit gleicher Geschicklichkeit
das Mißvergnügen und die daraus entstandenen Unruhen zu dämpfen,
die seine, den älteren Reichsgesetzen zuwider laufende Willkühr herbey-
geführt hatte. Eben so wußte er sich auch gegen alle Angriffe von Innen
und^Außen zu sichern; ja er vergrößerte sogar das Reich durch neue Er-
Werbungen, und brachte ältere verlerne Provinzen und Bestandtheile
T.heil seiner Staaten, vorzüglich das Land unter der Enns, mit Waf-
fengewalt. Sein thätiger Geist ruhte aber auch nicht für die innere
Cultur seines Landes und dessen fortdauernde» Sicherheit zu sorgen;
indem er eine bessere Verwaltungs-Organisation begründete, Wissen-
schaften und Künste beförderte, und ein stehendes Heer errichtete. Aber
diese kraftvolle Regierung verschwand wieder nach Mathias's Tode,
unter seinem Nachfolger Wlad is law von Böhmen, dem Enkel Al-
brecht's und Elisabeth's, und des bey Va rna gebliebenen Wla-
dislaw's Sohn, welcher 1490 zum ungar. König erwählt wurde,
jedoch sowohl gegen Außen im Kriege unglücklich war, als auch im In-
nern mit den heftigsten Parteyungen zu kämpfen haue. Unter diesen ist
besonders 1512 der große Bauernaufstand bcmerkenswenh, wo über
40/000 Aufrührer getödtet, und die Bauern zur bestandigen Leibeigen»
schaft verurtheilt wurden. Aber den wichtigsten Aufstand hätte der Zip-
ser Erbgraf, Johann Zapo lya , bewirken können, wenn er ganz
gelungen wäre; denn dieser brachte während des Landtages von 1505
einen, dc-m erst 1463 geschlossenen Erboertragc gänzlich entgegenstehen-
den Landtagsschluß in Antrag, daß nähmlich, in Ermanglung mannli-
cher Erden Wladis law's , nur ein geborner Ungar König werden
soUe. Dieser Antrag wurde jedoch durch einen neuen Vertrag, den
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie