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Venedig, I. Geschichte. 539
senden, um so mehr, da die sichere Nachricht einging, dasi die franzö-
sische Republik einen Einfall in Italien beabsichtige. Alois io Que-
r ini ging nach P a r i s , und überreichte am 30. Iuly 1795 sein Be-
qlallbigungsdecret. Die nächste Folge dieses Schrittes war die Wegwei-
ftng Ludwig's XV I I I . aus V e r o n a , die auf eine Beschwerde des
Directoriums sogleich verfügt w'N'de, und weßhalb sich Ludwig X V l l l .
als dem goldenen Buche, in das die Bourbon's seit Heinr ich IV.
eingetragen gewesen waren, streichen ließ. 1795 machten die französi-
schen Waffen in Italien wenig Fortschritte, aber die Lage der Sachen
linderte sich plötzlich, als General B on apa rte 1796 den Oberbefehl
in Italien erhielt, rasch in der Lombardie vordrang, und sich den
Gränzen V.'s näherte. In der Lombardie, in Bergamo, Bresc ia ,
Lremonau. s. w. zeigte sich der Geist des Aufruhrs; die Plätze C h iu-
sa, Pontev ico , Orc inov i undAsolo waren ohneVertheidigung,
und die Regierung konnte sich nicht entschließen, Truppen dahin zu sen-
den, doch ernannte sie den N ico lo Foscar in i zum General-Pro-
veditore der Provinzen des Festlandes, und wies ihm Verona zur Re,
siden; an. Indessen hatten die kriegführenden Armeen das Gebieth V.'s
betreten, und der österr. General Beau l ieu für einen Augenblick die
unbesetzte Festung Peschiera mit Garnison versehen, welche aber so-
gleich wieder von dort wegmarschirte, als die Österreicher ihren Rückzug
fortsetzten. Die natürliche Folge dieses Ereignisses war, daß nun auch
Bonaparte Peschiera besetzte. In Bresc ia hatten die franzö-
sischen Soldaten einigen Schaden angerichtet, und der General-Prove-
ditore schickte einen Abgeordneten an den Obergeneral, um Ersatz deß-
halb zu fordern, aber dieser warf den Venecianern die Parteylichkeit
ihrer Regierung vor, und forderte den General-Proveditore auf, selbst
zu ibm zu kommen. Die Furcht vor den Franzosen war so groß, daß
sich der Provednore verloren glaubte, weiter vor Bonapar te erschei-
nen sollte, aber er reiste ab, obgleich fest überzeugt, daß er als ein Opfer
fallen würde. Der Obergeneral ver'angte gebietherisch die Einräumung
der Stadt Verona; Foscar in i wagte nicht, sich zu widersetzen,
und so rückten die Franzosen am I. Iuny 1796 daselbst ein. Der Be-
richt des Proveditore setzte den Senat in Schrecken, der seit dem. Vor-
dringen der Franzosen auf einmahl militärische Maßregeln ergriffen und
mit ungewohnter Thätigkeit alle Streitkrafte des Freystaates aufgebo-
then hatte. Diese kriegerischen Maßregeln konnten nicht gegen die Oster-
reicher gerichtet seyn, die zwar 3 Wochen lang das Gebieth V.'s besetzt
gehalten hatten, jetzt aber in vollem Rückzüge waren, sie konnten nicht
durch die Drohungen der Franzosen veranlaßt seyn, denn sie waren vor
denselben, schon befohlen, es war also wahrscheinlich, daß man die Par-
tey der Österreicher ergreifen würde, sobald die Franzosen in Italien
ein Unfall beträfe. Der Senat, durch die Besetzung Verona's beun-
ruhigt, schickte 2 Patricier an Bon aparte, um mit ihm zu verhan-
deln, diese wurden g»N aufgenommen, aber zu derselben Zeit un-
terstützte der Senat im Stillen eine in Bergamo, durch das schlechte
Betragen der Franzosen, entstandene Aufregung gegen dieselben. In -
dessen hatten die Franzosen ganz Oberitalien erobert, wo die Österrei-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie