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Venedig, I. Geschichte. 521
ließ Bonaparte Vicenza, Padua und Treviso besetzen, und
sprach von Vortheilen, welche er in dem bevorstehenden Frieden dem
Freystaate verschaffen wollte. Aber von Par i s aus kamen zu dieser
Zcir ganz anders lautende Nachrichten nach V. Während so die Verhält-
nisse immer kritischer wurden, machte Bonaparte Anstalten, in daS
Innere der österr. Monarchie vorzudringen, und kurz daraufbrachen
in Bergamo und Bresc ia Unruhen zu Gunsten der neuen Einrich-
tungen aus, welche die Franzosen in Ma i land eingeführt hatten (12.
und l7. März 1797). Ob nun gleich die französischen Truppen, welche
das Schloß von Brescia besetzt hielten, zu diesem Aufstande keinen
Anlaß gegeben hatten, so forderte doch der Proveditore Bato ja die
Einwohner, die es treu mit V. hielten, auf, sich in Masse gegen die
Franzosen zu erheben, die er als Verführer des Volkes darstellte, aber
die Regierung selbst t^at öffentlich nichts gegen die Empörer, protestirte
so^qar gegen Batoja's Proclamation, und sandte 2 ihrer Mitglieder
an 5en Obergeneral, um sich mit ihm zu versöhnen. Dieser ging darauf
ein, und verlangte für die Dauer des Krieges von V. Subsidien, und
als die Abgeordneten dagegen protestirten, nahm Bonaparteden
Procurator Pesaro bey Seite, und sagte zu ihm: „Von jetzt an gibt
es keinen Mittelweg mehr; greift ihr zu den Waffen, so ist entweder
V. oder das italienische Heer verloren. Denkt also nicht über den Ent-
schluß nach, 5en ihr zu wählen habt; stellt den kranken Löwen von S t .
Marcus nicht dem Glücke eines Heeres bloß, das in seinen Depots
und unter seinen Verwundeten noch genug Leute findet, um mit ihnen
die Lagunen zu überschreiten." Einige Tage nach dieser Unterredung em-
pörten sich Sa lo und Crema gegen V. , und die dort befindlichen
Franzosen nahmen au den Unruhen Theil, aber zugleich brachen auch
an mehreren Orten des Freystaates Feindseligkeiten ge^en die Franzo-
sen aus. Als Bon aparte dieses erfuhr, schickte er einen Adjutanten
nach V. mit einem Brief an den Dogen, der seine Beschwerden über
die Regierung enthielt. Die wichtigsten darunter waren: Die über die
allgemeine Bewaffnung und über die Ermordung von 50 Franzosen zwi-
schen Bergamo und Ma i l and ; über die Anhäufung der Truppen in
Verona, Treviso und Padua , und über den Ruf: „Tod den,
Franzosen!" welchen man überall hörte. Der Adjutant verlangte Ab-
stellung dieser Beschwerden, die der Senat auch versprach, ja er sand-
te nochmahls Abgeordnete an den Obergeneral, die um jeden Preis
die Fortdauer des Staates erkaufen sollten, aber gerade zu dieser Zeit
brach in Verona ein neuer Aufstand gegen die Franzosen aus, und
der Pöbel, von der Obrigkeit aufgefordert, plünderte nicht nur das dor?
tige französische Magazin, sondern ermordete mehrere Franzosen, wäh-
rend die französische Besatzung in den Forts dieser Sradt belagert und,
beschossen wurde (17, und 18. April). Dieser Kriegszustand dauerte bis
zum 23. fort, wo die Nachricht von dem Abschluß der Leobener Friedens-
Präliminarien in Verona ankam, und den Einwohnern alle Hoff-
nung entriß, von den Österreichern Hülfe zu bekommen. Zu gleicher
Zeit mit den Unruhen in Verona war auch in V. selbst ein französi-
sches Schiff bey seiner Einfahrt in die Lagunen von den Festungswerken
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie