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chen Edelknaben angestellt. Als solcher begann und schrieb er, zum Be-
hufe seines Unterrichtes jener und dieser Zöglinge der erwähnten Erzie-
hungsanstalten, seine philosophische Geschichte der Menschen und Volker.
In dieser berühmten Schrift zeigte er, daß er das Studium der Classi-
ker mit bestem Erfolge trieb, und schon als Jüngling durch sorgfältiges
Quellen-Studium seine Kenntnisse sehr ausgebreitet und tief gegründet
habe. —Als Lehrer zeichnete sichV. im benannten Collegium so vortheilhaft
aus, daß man bald auf ihn als auf einen bewährten Pädagogen, ein
ganz besonderes Augenmerk richtete, und vorzugsweise Bedacht nahm.
Schon 1775 hatte der Fürsterzbischof Hiero nymus eine eigene Schul-
commission aus Mitgliedern des fürsterzbischöflichen Consistoriums und
des hochfürstlichen Hofraths niedergesetzt. 1739 setzte sich diese auf fürst-
lichen Befehl des Landesherrn neuerdings in Thätigkeit, um dem Schul-
wesen auf eine bleibende Weise aufzuhelfen. Hier wurde die Errichtung
eines guten Schullehrer-Seminars und die Anstellung eines Mannes
beschlossen, der, dem Schuliache ganz gewachsen, also ein wahrer Schul-
mann, den Schulamts-Candidaten einen zweckmäßigen Unterricht im
Seminar ertheile, und als Director demselben und den deutschen Schu-
len geeignet vorstehe. Die Wahl fiel einstimmig auf V . , welcher am 9.
Nov. 1790 das Seminar zur Bildung von Lehrern für die Stadt-
und Landschulen im Salzburgischen mit einer passenden und zeitgemäßen
Rede in Gegenwart der abgeordneten Commission eröffnete, und sein
neues Amt, als Schuldirector antrat. V. ließ sich die Bildung der Zög-
linge in intellectueller, moralischer, pädagogischer und musikalischer
Hinsicht mit vorzüglicher Sorgfalt am Herzen liegen, und wirkte mit
energischer Kraft auf sie ein. — V. hatte als Schuldirector eritens die
Aufsicht über die Schulen des Stadtbezirkes, und zweytens war er Re-
ferent bey der Schulcommission in Salzburg. Seine Aufsicht erstreckte
sich mit unermüdetem Eifer auf Lehrer, Schüler, und auf das Ganze
der Lehranstalt, damit von den Lehrern die Amtspflicht pünctlich erfüllt,
von den Schülern die Schulgesetze genau beobachtet, und die ganze Lehr-
anstalt in Ordnung erhalten wurde. — Die Schulverbesserung in der
Stadt und auf dem Lande wurde durch V. in Ausübung gebracht, und
in Salzburg hat die gute Sache dadurch große Fortschritte gemacht.
V. war von der Überzeugung durchdrungen, wie viel von der pädago-
gischen Bildung der Geistlichen das Gedeihen der Schulen abhänge,
und ließ sich deßhalb herbey, 1791 für die Alumnen des salzdurg. Prie-
sterhauses/ daselbst katechetische und pädagogische Vorlesungen zu halten.
Dieser erwärmende Funke ergriff das Priesterinstitut, und glimmte fort-
dauernd in den katechetisch-pädagogischen Vorlesungen und Repetitio-
nen , welche nach V. dann von Priesterhaus - Vorständen fortgesetzt
wurden. V. widmete den Alumnen seinen Geist der Sokratik, Salzb. 1793,
welches Werk durchaus trefflich geschrieben ist, weil er die Schriften des
P l a t o, dieses ausgezeichneten Schülers seines großen Lehrers Sokrares
mit Vorliebe studirte, und daraus den wahren Geist des So k rat es ken-
nelt gelernt hatte. 1791 ging vom Hofrath Gang der Gedanke aus,
an der Universität in Sa lzburg auch der Pädagogik einen öffentl.
Katheder zu errichten. Gang machte deßhalb einen Vorschlag an den
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie