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v i s ch e r.
Ä. halte von seinen Topographien Österreichs unter und ob der Eun5
Eremplare den steyerm rk. Standen zu Anfange 1676 mit dem Erbie,
then vorgelegt, von Steyermark ein ähnliches Werk zu liefern, wenn
ihm für jede Kupfertafel in klein Querfolio 6 Gulden bezahlt, ihm 200
Exemplare auf seine Kosten abzudrucken erlaubt, die Stande aber von
jenen Exemplaren, die sie auf ihre Kosten würden abziehen lassen, kei-
nes verkaufen würden. Die Stande nahmen diese Bedingungen jedoch
dergestalt an, daß nicht die ständische Casse, sondern jene Städte, Klö-
ster und Schlöffer, welche er in Kupfer würde gestochen haben, für jede
Platte 6 Gulden zu zahlen veroflichtet seyn sollten. Bis 1684 hatte er
bereits 21 l Kupfertafeln vollendet, aber nur für 168 die bedungene
Bezahlung erhalten. Er wandte sich also wiederholt an die Stande, die
endlich zufolge Landtagsschlusses vom 28. Sept. 1634, durch daS Pa-
tent vom 2. Oct. desselben Jahres, diejenigen Parteyen mit der Pfän-
dung bedrohten, welche die bedungene Gebühr an V. nicht entrichten
würden. Diese Verzögerung der Bezablung mochte auch V:'s Arbeits-
lust so sehr gelahmt ha>en, daß sich die Stande gedrungen fühlten, ihn
am 1. Iuly 1683, selbst unter Bedrohung der Sperre seiner bey ihnen
liegenden Guthabung, zur Vollendung der noch abgängigen 66 Kupfer-
tafeln aufzufordern, er möge diese Arbeit nun selbst oder durch andere
geeignete Hände liefern. Das Werk erschien erst 1700. Nur die Min-
derzahl dieser Abbildungen ist mit den Nahmen: Vi scher als Zeichner
und Trost als Kupferstecher bezeichnet. Einige Tafeln, gewiß nicht von
V.'s oder Trost's Hand, scheinen eher Holzschnitte als Kupferstiche zu
seyn. Dieser unermüdete Künstler und Patriot hat 1675 auch die Stadt
Gratz in Kupfer gestochen, ,und vorlausig den Entwurf den Standen
zur Revision überreicht, mir der Bitte, ihm die Nahmen der standischen
Anuer, und der in denselben arbeitenden Personen bekannt zu geben,
damit er, so wie von den landesfürstlichen Stellen und Beamten, auch
von den standischen eine vollständige Übersicht auf dem untern Theile der
Charte von Gratz liefern könne; an der Seite sollte eine kurze Be-
schreibung der Stadt erscheinen. Leider scheuten nicht nur alle Abdrücke
sammt den Kupferplatten, die von Gratz ein Bild gaben, wie es vor
beyläufig 160 Jahren dastand, sondern auch die Kupferplatten der Charte
des ganzen Landes verloren gegangen zu seyn; nur von der Topographie
Steyermarks finden sich noch 235 Kupferplatten im steyermark. Land-
schaftsarchiv, so daß nach dem in der stand. Registratur befindlichen Exem-
plar dieses Werkes, dem Archiv 1W Kupferplatten mangeln. — V.'s Topo-
graphie (mit dem Schlagworte des latein. Titels: I^pograpkia etc.)
von Niederösterreich erschien 1672, von Oberösterreich 1632; von erste-
rer gibt es neue Drucke, die den früheren weit nachstehen. Seine Charte
von Oberösterreich erschien 1772 und 1803 zu Linz in neuen Dru«
cken. — Eine semer vorzüglichsten Leistungen ist die von ihm gezeichnete
und mit kaiserl. Privilegium auf 2 Querfolio - Platten 1672 gestochene
Abbildung der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien (von welcher man
noch Abdrücke bey S. Bermann, k. k. Hofoibliotheks-Kunsthändler
(Seitzergasse, Nr. 427^, findet). Die Geburts- und Sterbedaten dieses
vielverdienten, merkwürdigen Mannes ausfindig zu machen, hat, trotz
Oesterr. Nat. <5nc»'kl. Vd.V. 26
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie