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2tt waldstein, Albrecht Grafv.
mit T i l l y in Verhindung setzte, um den König von Dänemark aus
Holstein und aus allen seinen deutschen Staaten über die See zu
drängen. Nur das Meer und das feste St ra lsund konnten W.'s Sie»
gen ein Ziel setzen. Er verbreitete seine Winterquartiere auch bis nach
Pommern und Brandenburg, nahm den Titel eines Admirals der Ost-
und Nordsee an / und wurde vom Kaiser zur Belohnung seiner Ver-
dienste und zur Entschädigung für aufgewendete Kriegskosten, mit den
Ländern der Herzoge von Mecklenburg belehnt. Um sich im bereits er«
griffenen Besitze derselben sicher zu stellen, leitete er den Frieden mit
Dänemark ein, dessen Abschluß er bis jetzt verhindert hatte. — Wah-
rend dieser zuLübeck(i629)zu Stande kam, rüstete sich derKönig Gu-
stav Adolph von Schweden, dessen Gesandten man bey den Verband«
lungen desselben nicht zugelassen hatte, und der sich überdieß durch des
Kaisers Theilnahme an den polnischen Angelegenheiten für beleidigt
hielt. Das Restitutionsedict verursachte bey der protestantischen Partey
in Deutschland eine neue Gährung; das Benehmen der kaiserl. Generale
bey ihren Einquartierungen und Durchzügen erweckte das Mißvergnü<
gen auch der katholischen Stände, und die allgemeinen Beschwerden,
die sich vorzüglich gegen W. vereinigten, wurden auf dem Churfürsten«
tage zu Regens bürg (!630) laut zur Sprache gebracht. Der Chur«
fürst-Erzkanzler, jener von Bayern und des Kaisers Bruder, Erzherzog
Leopold, standen an der Spitze der Klagenden. F erd in and mußte
in des allgemein gehaßten Mannes Entfernung vom Heere willigen, dem
dringenden Wunsche der Stände nachgeben, und dieses Heer selbst auf we-
niger als dieHälfte reduciren, eben zur Zeit, als die Schweden Deutschland
zu betreten im Begriffe waren. — W. hatte nach seinen letzten Unter-
nehmungen in Magdeburg und Halberstadt sich mit einem
Thei e des Heeres aus Böhmen den Berachschlagungen näher gezogen,
und befand sich zu Memmingen, als er die Feldherrnilelle verlor.
Er empfing die Bothschaft, die ihm gewiß nicht unerwartet kam, mir
der Fassung eines Weltmannes, schrieb Alles den ungünstigen Constellatio-
nen zu, verlangte nur bey seiner reichsfürstlichen Würde geschützt zu wer-
den, und begab sich auf seine Güter nach Böhmen. —Hier lebte W. mit
Aufwand meistens zu P r a g , verbarg seinen Unwillen über den Ver-
lust von Mecklenburg, und beobachtete den Lauf der Gestirne, neben-
bey jedoch auch sehr angelegentlich den der Weltbegebenheiten, in die
er bald wieder verflochten werden sollte. Sein Privatleben führte er
mit Pracht, die seiner vermeintlichen Erniedrigung auf das em-
pfindlichste spottete. Hundert Häuser wurden weggerissen, um vor
den 6 Thoren seines Palasses geräumige Plätze zu bilden. Seine
Vorzimmer füllten eigene Garden, eine eben so zahlreiche als präch-
tige Dienerschaft, 60 Pagen und 20 Kammerherren vom Adel harr-
ten seines Winkes. Ja Manche gaben den kaiserlichen Kammerh'erren-
schlüssel zurück, um in dieselben Dienste beyWal l en stein zu treten. Bey
Tag und Nacht hielten zahlreiche Patrouillen jeden Lärmen entfernt,
und die Gassen wurden mit Ketten gesperrt, um das Gerassel der Ka-
rossen abzuhalten. Wenn er reiste, geschah es mit einem Gefolge von
200 Wagen. — Bald sollte W. aufs Neue und Glänzendste die kriege-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie