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waldstein, Albrecht Graf v. 21
rische Laufbahn betreten. — Die Fortschritte der Schweden nach Gu-
stav's Siege bey Leipzig s!63!) und der Sachsen Einbruch in Böh-
men zogen bey der dringenden Gefahr Ferdinand's Vertrauen von
T i l ly , den das Kriegsg ück so ganz zu verlassen schien, wieder aufW.
zurück, der seine Waffen immer siegreich geführt hatte. W.'s geheime
Unterhandlungen mit den feindlichen Machten waren bey dem gegenwär-
tigen Mißtrauen noch nicht zur Neife gediehen, und dem Hofe verbor.
gen geblieben. W., der für seine Absichten erst Zeit gewinnen mußte,
konnte einlenken, er machte sich nur anheischig, eine Armee herzustel-
len, ließ sich aber am Ende, zum Scheine mit vielem Widerwillen, das
Commando derselben unter folgenden Bedingungen aufdringen, we che
nie ein Vasall seinem Monarchen zu machen gewagt hat: Er sollte
mit ungemessener Vollmacht, selbst ein König in seinem Heere, seinem
konigl. Gegner gegenüberstehen; der Kaiser sollte selbst nichts bey dieser
Armee zu befehlen haben, nie bey derselben erscheinen , und weder für sich
selbst, noch für seinen Sohn, den König von Ungarn, Ferd inand I I I .
das oberste Commando derselben in Anspruch nehmen, bey einem all«
falligen Rückzüge sollten ihm alle Erbstaaten offen stehen. Bey der künf»
tigen Friedensverhandlung sollte ihm eine Entschädigung für Mecklen-
burg ansgemittelt, und ihm überdieß zu seiner Belohnung ein kaiserli-
ches Erbland gegeben werden. Endlich behielt er sichüber alles im Reiche
Eroberte oder Consiscirte die freye Disposition allein vor. Zna y m war der
Sammelplatz der Truppen, wohin alle Generale und Obersten, die-
nende und entlassene, geladen wurden. W. bewog die Begüterten a:if
eigene Kosten zu werben, unterstützte die Unvermögenden, vergab Re-
gimenter, nahm Beförderungen vor, und machte die größten Verspre«
chen , von denen man wußte, daß er sie zu halten pflegte. Auf diese
Weise stand in ein Paar Monathen zu seinem Befehle ein Heer von nahe
an 50,000 Mann da, größtentheils neu geworbene Truppen, aber
durch die Aufmunterung ihrer erfahrnen Kameraden zu gleicher Begei-
sterung hingerissen. Das erste Probestück, welches mit großer Leichtig-
keit ausgeführt wurde, war, die Sachsen, deren Feldherrn man gewon-
nen hatte, aus Böhmen zu vertreiben. Der Generalissimus fand Ursa-
che, M ei ssen, welches ihm offen stand, vor sich liegen zu lassen, er
zog über Eger nach der Oberpfalz, wo er sich mit dem Churfürsten von
Bayern und dessen 20,000 Mann vereinigte, und kam vor Nürnberg,
wo Gustav sich verschanzt hielt und Verstärkung erwartete. Beyde
Heere neckten sich in täglichen kleinen Gefechten. Den 24. August 1632
ordnete G u stav, von der wachsenden Hungersnoth gedrungen, einen
allgemeinen Sturm auf W.'s weitläufiges Lager, das durch eine zahl-
reiche Artillerie geschützt war. Nach einem zehnstündigen, mehrmahls
mit frischen Truppen erneuerten Gefechte, zogen sich endlich die Schwe-
den mit einem Verluste von 2,000 Todten und 3,000 Verwundeten wie-
der zurück, und bald darauf nach Nordschwaben. W. belagerte nun nicht
etwa, wie man erwarten mochte, Nürnberg , wo er eine starke Be-
satzung und den König im Rücken wußte; er ließ ihn gegen Süden zie,
hen, und die Bayern ihn begleiten; selbst aber wandte er sich gegen
Norden/ verwüstete, nachdem er zu Forchheim die Besatzungen der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie