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22 Waldstein, Albrecht Graf v.
kleineren Plätze an sich gezogen hatte/ das Voigtland, nahm Coburg
und rückte in Cbursachsen ein. Der Churfürst hatte sein Kriegsvolk mit
den Schweden in Sch esien vereinigt. Leipz ig ergab sich nach 5 Ta-
gen. Bey Torgau war der Churfürst zuvorgekommen, kennte aber
W.'s Vereinigung mit P apren h eim nicht hindern. W. rückte vor,
Ha l le zu besetzen. Hier aber vernahm er schon den raschen Anzug von
90/000 Schweden, denen er kaum 12,000 Mann entgegenzusetzen
hatte, dennoch war sein Entschluß, ihm die Spitze zu biethen, augen-
blicklich gefaßt. Den 6. November 1632 kam es bey Lühen zur
Schlacht; auf beyden Seiten geschahen Wimder der Tapferkeit; die
Kaiserlichen, besonders Pappen heim und seine Cürassiere richteten
große Verheerung unter den Schweden an, als diese durch den Fall ih-
res heldenmüthigen Königs bis zur Wuth begeistert, neue Bestürzung
unter die kaiserlichen Scharen brachten, die sich mndem Falle P appen«
Heim's nochvermel rte. Nur die eintretende völlige Dunkelheit der Nacht
machte dem blutigen Kampfe ein Ende. Das Geschütz beyder Theile blieb
die Nacht über auf dem Wahlplatze stehen, jeder Theil erklärte sich für
Unbesiegt, obschon die Kaiserlichen ihren Rückzug nach Leipzig nah-
men, und Herzog Bernh ard von Weimar sich des andern Morgens
der verlassenen Artillerie beyder Heere bemächtigte. — Nach seinem Rück-
züge verhängte W. zu Prag ein strenges Blutgericht über Diejenigen,
die ihre Schuldigkeit im Treffen nicht gethan haben sollten; so wie er
unter Andere, die sich ausgezeichnet hatten, glänzende Belohnungen
ertheilte. So war unter den Zurüstungen zum folgenden Feldzuge
(1633) das Heer bald auf 50,000 Mann ergcnzt, mit denen er nach
Schlesien zog. Hier hielt man sich jedoch, unter vermittelten Stillsian»
den, Stillstandsverlängerungen und kleinen Gefechten, in den festen
Lagern vor Nimtsch und Schweidnitz bis in den Herbst, dadurch
den Sieg an der Steinaubrücke die Schweden entwaffnet und zum Dien-
ste gezwungen wurden. Schweidnitz war schon übergegangen. Zetzt
aber fielen auch Liegnitz und Glog au mit den kleineren Besatzun-
gen; Frankfur t an der Oder und Bautzen ergaben sich fast ohne
Widerstand; Gö'rlitz ward im Sturme genommen, und durch die
Einnahme von Landsberg stand Pommern bis an die Ostsee offen.
Der Kaiser wollte auch Regens bürg entsetzt haben. W. rückte lang-
sam heran, und lagerte sich, inzwischen Regens bürg überging,
bey P i l s e n , ohne gegen das schwedisch-weimar'sche Heer etwai
Entscheidendes vorzunehmen. — Diese Unthatigkeit bestärkte den Ver-
dacht, dcr auf den Frieden^eschciften in Sch esien, auf seinen schwedi«
schen und franzosischen Unterhandlungen, und auf seinem ganzen Be-
tragen seit der Schlacht bey Lützen ruhte. Die weniger Unterrichteten
wußten nicht, ob sie mehr die Lan^mnth des Hofes oder W.'s Verwe-
genheit anstaunen sollten, als ihm mit einem Mahle der Befebl zukam,
dem spanischen Cardina!-Infamen (dcr aus Ma i land mit einer nach
dcn Niederlanden bestimmten Armee heranzog, und Mangel an Caval-
lerie hatte) 6,000 Reiter zur Begleitung entgegeneilenden. W. , eine
List des Hofe?, in diesem Auftrage suchend, ihn ohne Aufsehen des besten
Theiles seiner Macht zu berauben, glaubte nun schnell losschlagen zu
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie