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ren, brachte er mit einem für ihn nicht unbedeutenden Kostenaufwands
an sich/ und studirte mit rastloser Anstrengung, bis er in ihren Sinn
und Geist eingedrungen zu seyn sich fühlte. Ein günstiges Ereigniß für
ihn war gerade damahls die Ankunft und längere Anwesenheit des genia-
len Abbe Vogler (s. d.) in P rag , mit dem er bald darauf in das
freundschaftlichste Verhältniß gesetzt wurde. Eine natürliche Folge hiervon
war, daß er diesem großen, ja ersten Theoretiker seiner Zeit, Vieles
in seiner Vervollkommnung verdankte. Den ersten Grund zu seinem Rufe
legte W. durch seine Tanzmusik, welche gar bald in ganz Böhmen ver-
breitet und beliebt wurde, indem er sie bis zum Culminationspuncte stei«
gerte; denn während das Opernorchester aus 27 Personen bestand,
führte er seine Tanzmusikftücke aller Art mit einem aus 50 Individuen be«
stehenden Orchester auf. Gleichzeitig mit diesen trat noch eine bedeuten-
de Anzahl von Gelegenheits-Compositionen an's Licht, die zu gewissen
Feyerlichkeiten bestimmt waren, wodurch sein Ruf einen neuen Zuwachs
erhielt. 1796 trat er mit seinem ersten großen Werke auf. Die Universi-
tät zu Prag beschloß des Kaisers Fra n zi. Geburtstag auf eine glänzende
Art zu feyern, und forderte ihn auf, eine von Professor Mein ert (s.d.)
zu diesem Zwecke gedichtete Cantate in 2 Abtheilungen: „Böhmens Er-
rettung," in Musik zu setzen, welche nebst dem allgemein bekannten
und beliebten Nationalliede der Böhmen (Text von Mein ert und Mu-
sik von W.) im Theater von einem aus 350 Individuen bestehenden Or-
chester unter seiner eigenen Leitung mit ungewöhnlichem Beyfalle aufge-
führt, und in der Folge noch zwey Mahl mit gleichem Beyfalle wieder-
holt worden ist. Auf Aufforderung seiner Freunde versuchte sich W. auch
im dramatischen Fache, und schrieb eine Operette „Der Madchenmarkt"
für ein Liebhabertheater, mit Begleitung des Quartetts und des Pia«
noforte. Die außerordentlich beyfällige Aufnahme ermunterte ihn zu
einer zweyten, unter dem Titel „Der Krieg um Liebe." Diese Oper in
2 Acten ward zwey Mahl als Concert mit einstimmigem Beyfalle auf-
geführt. Später schrieb er zu diesem noch einen 2. Theil als Fortsetzung
des vorigen Sujets unter dem Titel „Die gefundene Perle." Der Um-
stand, daß damahls nur eine italienische Oper in Prag bestand, und
später der ärmliche Zustand eines deutschen Singspieles, waren die Ur-
sache, daß diese Stücke damahls nicht auf der Bühne erschienen sind. 1810
faßten die Großen Böhmens den hochherzigen Entschluß, ein Conser-
vatorium der Musik zu errichten, und ernannten W. eilWmmig. zum
Director dieser neuen Lehranstalt, mit dem Auftrage, einen den Local-
verhältniffen entsprechenden Plan hierzu auszuarbeiten, und ihn in Aus-
führung zu bringen. Als Schöpfer und Leiter derselben steht er ihm be-
reits schon in's 26. Jahr vor, und es schwang sich dieses Institut wäh-
rend dieser Zeit zu einer Stufe der Vollkommenheit empor, wodurch
es eine europäische Celebrität erlangt hat. Es gingen darauS schon mehr
als 400 Eleven hervor, davon wenigstens 300 in allen Ländern Euro-
pens zerstreut, einer vortheilhaften Anstellung im Reiche der Tonkunst
sich erfreuen. Dieser große und schöne Wirkungskreis, als das Element,
worin er lebt, veranlaßte ihn nicht nur Composttionen beynahe aller
Art zum Gebrauche für seine Eleven, sondern auch theoretische Werke,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie