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4U Weidmann, I o s.
unter dem Titel: Sämmtliche Werke (!), 3 Bde. (Schauspiele, Ge-
dichte, Memorabilien aus meiner Reisetasche.)
Weidmann, Ios. , k. k. Hofschauspieler, war geboren .zu
Wien den 24. August 1742. Trotz der dürftigen Umstände seiner Al-
tern, gelang es ihm doch, unterstützt von guten Anlagen, sich die zum
hö'hern Studium nöthigen Vorkenntnisse zu erwerben, doch weiteres Fort-
schreiten hemmte seine gänzliche Mittellosigkeit, und er mußte bey Zei-
ten, mit Hinransetzung aller weitern Ausbildung, daran denken, nur
sich und seinen ÄlternBrod zu schaffen. Er beschloßdaher, da ihm durch-
aus kein Handerwerb zusagte, sich in einem Alter von 15 Jahren der
Bühne zu widmen. Vorerst begab er sichnachBrünn,wo esihm'gelang,
bey der damahls bekannten B r u n i a n'schen Truppe als Grotesktänzer
ein Engagement zu sinden. Nach 3 Jahren lehrte er wieder mit dem
Vorsatze nach Wien zurück, sich in dem recitirenden Schauspiel zu ver-
suchen. Es gelang ihm jedoch nur mit Mühe bey des damahls hochbe-
liebten Prehauser's Gesellschaft als Statist mit ärmlicher Besoldung
unterzukommen, und er brachte sich einige Zeit auf das Kümmerlichste
durch, als auf einmahl in einem extemporirten Stücke, wie sie damahls
an der Tagesordnung waren, und worin bey Gelegenheit eines ärztlichen
Consiliums W. einen stummen Consultanten vorstellte, dieser durch ei-
nen unerwarteten, äußerst glücklichen, auf seine Lage passenden Einfall
den Beyfall und die Aufmerksamkeit des Pub'.icums in hohem Grade auf
sich zog. Doch auch Prehauser's Eifersucht erwachte, und W. sah
sich bald gezwungen, Wlen wieder zu verlassen. Er wurde nun in
Sa lzburg für die Rollen der Intriguants und Tyrannen engagitt,
die er, obwohl ein ihm heterogenes Fach, mit ziemlichem Erfolge dar-
stellte. 1765 fand er für dasselbe Fach in P r ag ein Engagement, bald
aber übernahm er nach dem Tode eines beliebten Schauspielers dessen
Rollenfach in dem damahls stehenden Charakter des Lipperl, in welchem
er fein bedeutendes komisches Talent zuerst vollständig entwickelte. Nun-
mehr trat er auch als Schriftsteller auf, und schrieb für diesen Charakter
einige Possenspiele, die durch seine talentvolle Darstellung allgemeinen
Beyfall erhielten. Doch trat er schon wieder, durch Verhältnisse be-
stimmt, das folgende Jahr von dieser Bühne ab und begab sich nach
Linz, wo er durch 5 Jahre in der damahls so beliebten Manier des
durch den Schauspieler Kurtz geschaffenen Bernardons spielte, und sich
einer großen Beliebtheit zu erfreuen hatte. l771 kam er nach Gratz,
und hatte sich daselbst ebenfalls der Gunst des Publicums zu erfreuen
Nach einjährigem Aufenthalte in Grä'tz begab er sich neuerdings nach
W i e n , erhielt ein Engagement an der dasigen Nationalbühne, und
wurde anfangs, da fein eigentliches Fach befetzt war, zu verschiedenen
Rollen verwendet, die er mit Geschick darstellte. 1773 aber wurden ihm
die bestimmten Rollenfächer von chargirten Liebhabern, Karrikaturen
und Dümmlingen zugewiesen, in welchen er sich bald allgemeiner Be-
liebtheit zu erfreuen hatte, die sich mit jeder Rolle steigerte. Vom Che-
valier Arnold in der alten „Pamela" bis zum Kammerrath Hippeldanz
inKotzebue's „Epigramm," eine seiner letzten Rollen, war sein Spiel
gleich durchdacht und ausgezeichnet zu nennen. 1776 wurde er,zum Ne-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie