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62 Weißenburg. —Weißenburger Linien, Erstürm, der.
machte. Nun geriethen beyde Theile hart an einander. Eine halbe
de lang wankte die Entscheidung. Da hieb des obersten Feldherrn des
ständischen Heeres Aohn, Christian von Anhalt der jüngere so
kräftig auf den kaiserlichen rechten Flügel ein / daß mehrere Regimenter
Reiter und Fußvolk in Unordnung kamen. Oberst Kratz, der diesem
Flügel mit bayerischer Reiterey zu Hülfe kam, stellte dort das Gefecht
wieder her. Anhalt's Verwundung und Oefangennehmung entschied
es zum Nachtheil der Seinen. Während dieses auf dem rechten Flügel
»vorging, fiel Maximil ian v. Liechtenstein auf einer andern
Seite mit Kosaken und Croaten über die ungar. Hülfsvolker, welche
Bornemisza anführte, so gewaltig her, daß sie gleich beym ersten
Anfall wichen, und flohen. Dieser Vorfall entmuthigte die Truppen
Friedrich's. Sie wankten, und als nun ein allgemeiner Angriff
ausgeführt wurde, wich beynahe Alles vom Schlachtfelde. Nur 2
mahrische Regimenter unter dem jungem Grafen Thnrn und Gra-
fen Heinrich Schlick hielten mit kaltblütiger Tapferkeit aus. Oberst
Schlick wurde gefangen. So war der Sieg nach einem fünfviertelstün-
digem Kampfe für Ferdinand's I I . Rechte gewonnen. 250 Mann
des kaiserlich - bayerischen Heeres waren gefallen; von Friedrich's An-
hangern aber 6,000. Gefangen wurden von den Letztern 500. Sie ließen
auch 10 Geschütze und über 100 Fahnen auf dem Wahlplatz. — Der
Nahme: W eiß erBerg, rührt von den weißen Bausteinen, die hierin
Menge gebrochen werden, her. 1706 ward hier die gegenwärtige Kirche
unter dem beziehungsvollen Nahmen: Maria vo m Siege (Maria 6e
Victoria) erbaut. Das zur öffentlichen Verehrung ausgesetzte kleine
Marienbild ist nach demselben Bilde verfertigt, welches in der Weißenber-
ger Schlacht gegenwärtig war, und 1622 von dem General des Carme-
liten-Ordens, Dominik a ^5u, zu Rom in der Carmelitenkirche
aufgestellt worden ist. — Diese Kirche auf Befehl Kaiser Joseph's II .
geschlossen, wurde 1312 hergestellt und am I. Oct. desselben Jahrs er-
öffnet; und ist seit dieser Zeit wieder ein Wallfahrtsort für die frommen.
Verehrer Mariens. — Der Wiederhersteller und gewesene Besitzer die-
ses Gotteshauses, Ios. Czapek, Domherr an der Collegiaikirche zu
allen Heiligen in Prag, gestorben den !31. Oct. 1323, ein eifriger Prie-
ster und Prediger, liegt hier begraben.
Weißenburg, altes Bergschloß im V. O. W. W. Niederoster-
reichs, an der Bielach, die hier den Weißenbach aufnimmt, südöstlich
ober Kirchberg und nordöstlich von Frankenfels. Das Schloß
liegt in Trümmern und scheint von ansehnlicher Größe gewesen zu seyn;
man sieht an den Mauerresten noch einige Fresken, und im Innern die
gut erhaltenen Cisternen. Der Ort W. zählt 84 Einwohner.
Weißenburger Linien, Erstürmung der, den 13. Oct.
I?93. Vauban's berühmte Linien zwischen Lauter bü rg und
Weißen bürg stellten den Fortschritten der österreichisch-preußischen
Armee unter dem Oberbefehl des Herzogs von Braunschweig ein Boll-
werk entgegen, welches dichte Verhaue, ein angeschwollener Flusi,
breite mit Sturmpfählen gesicherte Gräben, durch hohe Wälle und
beynahe 200 Geschütze vertheidigt, und die stark befestigte Stadt Lau-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie