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Uienzel, St . , serz.v. Böhmen.—Wenzel I., Rön.v.Böhm. 73
gleichung der hebräischen und arabischen Poesie gesetzt. Auch dieser Preis
wurde W. zu Theil. Beyde Preisschriften sind in lateinischer Sprache
abgefaßt, und dienen zum Beweise, daß W. einer der ausgezeichnetsten
Gelehrten Österreichs sey.
Wenzel, S t . , Herzog von Böhmen, ein-Sohn des Herzogs
W r a t i s l a w , wurde in der christlichen Religion von seiner Großmut-
ter Ludmi l la unterrichtet, und von ihr aufgefordert, nach demTode
seines Vaters, als den Christen große Verfolgungen von seiner Mutter
Drahomi ra bevorstanden, die Zügel der Regierung zu ergreifen.
Dieser fromme Fürst ließ die durch seine Mutter verschlossenen Kirchen
öffnen, die zerstörtet! wieder aufrichten, und viele neue, unter denen
die Schloßkirche bey S t . Vei t die vornehmste war, von Grunde auf-
bauen; er gab sich alle Mühe, das Christenthum in seinem Staate aus-
zubreiten. W. erwarb sich durch seine großen und außerordentlichen Tu-
genden, und den heiligen Lebenswandel, welchen er führte, sowohl bey
seinen Unterthanen, als bey den Nachbarn große Liebe, Achtung und
Ruhm. Sein Bruder Bo les law, welcher jenseits der Elbe einen
Strich Landes besaß, faßte einen großen Haß wider den Herzog. Ver«
muthlich hatte ihn Drahomi ra dazu angefeuert. Seine wilde Ge-
müthsart brachte ihn endlich auf den grausamen Entschluß, seinen Bru-
der zu ermorden. Dieses Vorhaben auszuführen, lud er ihn zu sich auf
ein Gastmahl. Der Herzog W. erschien. Nach der Abendmahlzeit wollte
^ er seiner Gewohnheit nach die Kirche des Orts besuchen, weil sie aber
verschlossen war, so blieb er vor der Thüre und verrichtete seine Andacht
auf den Knien. Indessen kam Boles law mit seinen Leuten, und
verübte den grausamen Mord. Nach der Zeit wurde dieser fromme Her-
zog, wie auch seine Großmutter Ludmi l la , von den Böhmen unter
die Zahl der Heiligen gesetzt.
Wenzel I . , König von Böhmen, kam nach dem Tode seines
Vaters, Ottokar I . , 1230 zur Regierung. Dem Herzoge Frie-
drich dem St re i tbaren von Osterreich entriß er in einem glückli«
chen Kriege einen Theil seines Landes, sah aber in dem erneuerten
Kamnfe sich genöthigt, die Eroberung zurückzugeben. Das von seinem
Oheim ererbte Mähren, vergab er an seinen ältesten Sohn Wladis-
law, der nach dem Tode des österr. Herzogs Friedrich wegen sei-
ner Gemahlinn Gert rud aufOsterreichs Erbe Anspruch machte. Wla-
dislaw's frühzeitiger Tod 1247 vereitelte den wohlerdachten Plan. W.
hatte noch am Abend seines Lebens mit seinem jüngern Sohne und Nach-
folger, Przemysl Ot tokar I I . zu kämpfen. Er wollte nähmlich
dem Kaiser Friedrich gegen den Grafen Wi lhelm von Holland bey-
stehen; dagegen weigerten sich die Böhmen. Als er sie durch den Kir-
chenbann dazu zwingen wollte, empörten sie sich wider ihn und riefen
^ seinen Sohn Przemysl Ottokar zum Könige aus, welcher sich
bald des ganzen Landes bemächtigte. W. begab sich zum Herzog von
Mei ssen, bath diesen um Hülfe, und kam mit den Hülfstruppen, die
er erhalten, nach Böhmen. Ottokar ging ihm entgegen. Bey Brüx
kam es zur Schlacht, in welcher Ottokar in die Flucht getrieben und
sich nach Prag zu flüchten gezwungen wurde. Nachdem W. Prag er«
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie