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obert hatte, unterwarf sich Ot tokar , welcher von seinem Vater so-
wohl Vergebung, als auch sein Markgrafthum Mähren wieder erhielt.
Bey einer zweyten Empörung ließ W. seinen Sohn zwar auf einige
Zeit gefangen setzen, verzieh ihm jedoch bald wieder und setzte ihn in
sein Markgraftbmn wieder ein. W. starb 1523.
Wenzel I I - , König von Böhmen, erhielt dieses Land durch den
edelmüthigen Rudolph von Habsburg , welcher seinen Vater,
Przemysl Ot tokar I I . besiegt hatte, wieder zurück, konnte aber
dennoch die Schmach, die sein Vater durch Rudolph erlitten hatte,
nicht vergessen. Stets nagte der Wurm der Eifersucht und des Neides
über die wachsende Macht desHauses Osterreich an seinem Herzen. Mehr«
mahls verrieth er die feindselige Gesinnung gegen seinen Schwager
Albrecht von Österreich, so viel auch seine Gemahlinn I ut t a, eine
Tochter Rudolph's, dazu beytrug, die keimende Gährung zu ersti-
cken, und das unter der Asche glimmende Feuer zu dampfen. Darum
begünstigte W. I I . die in Osterreich entstandenen Unruhen, und be-
mühte sich, mit den Ungarn, mit deren königlichem Hause er durch
seine Mutter Kunigunde verwandt war, in freundschaftlichen Ver-
haltnissen zu stehen. Auch gelang es ihm nach dem Tode des erblosen
Andreas I I I . , des letzten Arpaden vom männlichen Stamme, ihnen
seinen jungen Sohn, den zwölfjährigen Wenz el I I I . zum König zu
empfehlen, und hiemit die Ansprüche des Kaisers Albrecht I. zu ver-
eiteln (1301). Der Bruch erweiterte sich, als König W. I I . auch Polen
mit seinem Reiche vereinte; es kam zum offenen Kriege, in welchem der
Haiser vor Kut ten berg's festen Mauern, und standhafter Gegenwehr
zurückprallte. — Aber in Ungarn nahmen die Angelegenheiten des Kö-
nigs eine desto üblere Wendung. Schon hatte die Unerfahrenheit und der
Leichtsinn seines schwachen Sohnes den jungen Prinzen seinen neuen Un-
terthanen verächtlich und verhaßt gemacht. Ihn der von der Gegenpar-
tey drohenden Gefahr zu entreißen, eilte der König unter dem Vor-
wande eines Besuches, den Jüngling aus der Hauprstadt Ungarns ab-
zuholen, und in sein Erbreich wieder einzuführen. Bald darauf starb
König W. den 23. Iuny 1305.
Wenzel I I I . , König von Böhmen, Polen und Ungarn, gebo-
ren 1233, kam nach dem Absterben seines Vaters Wenzel I I . 1305
zur Regierung. Der König Albrecht war im Begriffe, mit einem
Heere in Böhmen einzubrechen, als König Wenzel I I . starb; auf
die Nachricht seines Todes blieb er bey Nürnberg stehen, und der
junge König schickte eine Gesandtschaft an ihn, welche die Vollmacht
hatte, Frieden zu stiften. Dieser wurde unter Bedingungen geschloffen,
die für W. wenig vortheilhaft waren, die er aber bey seiner Jugend
und Unerfahrenheit dennoch einging. — W. war großmüthig; aber bis
zur Verschwendung freygebig. Dieß benutzte der Herzog Otto von
Bayern, kam nach Prag und bath den König, daß er ihm die heilige
Krone und die übrigen ungarischen Kleinodien, nebst seinem Rechte auf
das Königreich Ungarn überlassen möchte, weil er auch einige Ansprüche
darauf hatte, und sich auf dessen Thron zu schwingen hoffte. Der König
gewährte dem Herzoge die Bitte und überließ ihm Thron und Krone
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie