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Wenzel der Faule, röm. Ronig. —Wenzel, Gottfr. Im. 75
unter der Bedingung, er möchte ihm Polen erhalten helfen. Seinem
Schwager, dem Herzog Bo les law, gab er G'roßpolen zu Lehen; in
Böhmen verschenkte er die königlichen Schlösser an die Edelleute, die
ihn darum ansprachen. — Indessen hatte sich der polnische Herzog Wla-
dislaus Lokietek zum König von Polen aufgeworfen, und sich be-
reits der Herzogthümer Krakau und Sandomir bemächtigt. W. brachte
ein Heer zusammen, an dessen Spitze er nach Polen aufbrach. Als er
zu Olmütz ankam, wurde er daselbst von Conrad v, Pot ten-
stein am 4. August 1306 ermorder.
Wenzel der Faule, römischer König (als Kaiser wurde er nie
gekrönt) und König von Böhmen (alssolcher derIV.), SohnundNach-
folger Kaiser Carl's IV. , geboren zu Nürnberg 1361, bestieg den
deutschen Thron l373 und erweckte anfangs die größten Hoffnungen. Er
schien in demselben Geiste, wie sein Vater, fortregieren zu wollen, da
ihn aber eine Pest aus Böhmen nach Aachen vertrieb, erwachten in
ihm Stolz, Prachtliebe und Verschwendungssucht, die ihn bald allen
Deutschen verächtlich machten. Da er die Juden gegen seine bohm. Un-
terthanen begünstigte, brach ein Aufruhr aus; man bemächtigte sich
seiner und schloß ihn 1394 in ein enges Gefängniß ein. In einem An-
falle von Wahnsinn ließ erden Beichtvater seiner Gemahlinn,Johann
von Nepomuk, in die Moldau werfen. Seine Grausamkeit führte zu
einem neuen Aufruhr und zur abermahligen Einkerkerung in Prag.
Nachdem er sich durch List glücklich aus dem Gefängnisse errettet hatte,
und wieder zur Regierung gekommen war, fuhr er fort, auf die alte
Weise zu leben, bis endlich König S ieg mund von Ungarn, sein
Bruder, sich Böhmens bemächtigte, und ihn in einen Thurm zu Wien
setzen ließ, aus dem er abermahls entwischte. Die deutschen Reichsfür-
sten entsetzten ihn 1400 seiner Würde, der er jedoch erst 14l0 entsagte.
Er regierte sofort noch in Böhmen auf die alte Weise, und starb den
16. August 1419 ohne Kinder zu hinterlassen.
Wenzel, Gottfr. Immanue l , Dr. und Professor der Philo-
sophie zu Linz, war geborenden 13. Jan. 1754 zu Chotzen in Böh-
men. Seine Studien begann er zu Prag und vollendete sie zu Wien,
wo er auch den Doctorgrad erhielt. Durch mehrere Jahre bekleidete er
sodann Privatdienste, bis er 1800 die Professur der theoretischen und
practischen Philosophie am k. k. Lyceum zu L i n z erhielt, womit
auch der zeitweise Vortrag der allgemeinen Welt- und deutschen Reichs-
geschichte verbunden war. Nachdem er sein Amt durch mehrere Jah-
re mit Auszeichnung bekleidet hatte, starb er zu Linz den 4. May
1809. Seine im Drucke hinterlassenen Schriften sind sehr zahlreich;
dle vorzügsichsten derselben sind: Der Philosoph, ein periodisches Werk,
4 Bde. Wien 1731. — Naturbuch, worin das Wunderbarste und Auf-
fallendste an Menschen, Thieren :c. erzählt wird, Wien 1795.—Die
Kunst gesund , jugendlich, stark und schön auch im Alter zu bleiben,
eb. 1800; .2. Aufl. 1309; 3. Aufl. 13l6. — Neue auf Vernunft und
Erfahrung gegründete Entdeckungen über die Sprache der Thiere, eb.
1800. — Die natürlichen Zauberkräfte des Menschen :c., eb. 1800.—
Diätetik der menschlichen Seele, Grätz 1800. — Unterhaltungen über
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie