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Uierner, Friedr. Ludw. Zach. 77
als Akademiker einverleibt. Sein Hauptstudium waren Rechts - und
Cameralwissenschaften, doch benutzte er auch die philosophischen Lehr-
vortrage des großen Denkers Kan t , der als ehemahliger College und
Freund von W.'s Vater auch den Sohn mit Güte behandelte. 1790
machte er seine erste literarische Reise über B e r l i n nach Sachsen. 1793
ward er als Secretar der königl. preußischen Kriegs, und Domainen«
kammer angestellt. Diesen Posten verwaltete er mit redlicher Dienstestreue
und unter den Stürmen der polnischen Insurrection 12 Jahre hindurch,
größtentheils zu Warschau, von wo er 1805 als geh. Secretar zum
neu-ostpreußischen Departement nach Be r l i n berufen wurde. Als 1806
der französische Krieg Süd - und Neu - Ostpreußen vom preußischen
Staate trennre, wurden die Dienstverhältnisse der sämmtlichen bey die-
jen Departements angestellt gewesenen Staatsbeamten, also auch W.s
aufgelöst. Schon 1804 war W.'s Mutter gestorben, ohne andere Kin-
der, als ihn zu hinterlassen; es fesselten ihn daher weder Dienstes- noch
Familienbande mebr. So schien er denn vom Schicksal doppelt berech-
tigt, die Hauptneigung seines Gemüthes, die Pilgerlust, zu befriedi-
gen. Er reiste im Sommer 1307 von B e r l i n überPrag nachWien.
Im Spätjahre 1807 ging W. über München nach Frank fu r t ,
und nachdem er von hier aus die Herrlichkeit des Rheins geschaut hatte,
im Frühlinge 1803 nach 3 zu W e i m a r durchlebten Monathen,
von dort nach Be r l i n zurück. Im Sommer 1303 besuchte W. die
Schweiz, wo er die Bekanntschaft der geistreichsten Frau unserer Zeit/
der Baroninn v. S t a e l , gebornen Necker, machte. Von Coppet,
als dem Ziel seiner viermonathlichen Fußwanderung durch die Schweiz,
ging W. im Spätherbste 1803 nach Par is . Im December 1803
verließ er Par i s und kehrte nach Weimar zurück. 1809 ward W.
von dem GroßherzoZe von Hessen-Darmstad t mit dem Titel eines
Hofrathes beehrt. 4 Monathe verlebte dann W. wieder zu Coppet
am Genfersee. Es war im November 1809, als W. durch Empfehlun-
gen der Baroninn S ta iN von Coppet über Tu r i n , F lorenz
nach Rom rei^e, wo er den 9/Dec. 1809 eintraf. W. kehrte zu Rom
zum Glauben seiner Vater, dem katholischen, zurück und studirte dort
die Theologie. Er benutzte die Nebenstunden, die ihm jenes Studium
übrig ließ, um Italien kennen zu lernen, und nicht nur in Rom die
plastische Darstellung der Weltgeschichte, sondern auch in Neapel den
Zorn und die Milde der Natur, in F lorenz die Wiege und Schule
der Kunst zu betrachten. Als W. 1313 über Venedig nach Deutsch-
land zurückgekehrt war, sah er bald darauf im Spätherbste 18l3 die
verbündeten Heere der 3 Völcerretter siegreich durch F rank fu r t am
M a i n ziehen. Sich nach Ruhe sehnend, verdankte W. die Erreichung die-
ses Wunsches seinem Wohlthäter, der damahls noch Großyerzog von
Frank fu r t war, dem Fürsten-Erzbischof von Da lb erg. Auf dessen
Befehl ward'W. im Jänner 1314 ilnSeminarium zuAschaffenburg
aufgenommen, und als er daselbst (nach schon in Rom vollbrachtem
Studium der eigentlichen Theologie) ein halbes Jahr hindurch sich mir
dem Ritual des katholischen Kirchendienstes bekannt gemacht hatte, den
16 Iuly 1814 im 46. Jahre seines Alters von dem Suffragane des
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie