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80 W e r t h e i m e r.
ben hier eine latein. Schule und ein Alumneum für arme Studirende,
die Katholiken eine Hauptschule. Die sogenannten Römerschanzen, wel-
che das Temeser Comitat in 2 Reihen von Süden nach Norden durch-
schneiden, laufen hier vorbey.
N)erthcimer , Ios . , aus einer seit 200 Jahren vortheilhaft
bekannten Familie entsprossen, und zu Wien 1800 geboren, ward
frühzeitig zum Kaufmannsstande bestimmt, in welchem er auch gegen-
wärtig eine achtbare Stellung einnimmt. Durch eine sorgfaltige Erzie-
hung entwickelte sich manches Talent in ihm, so wie von Jugend auf
ein Trieb zu gemeinnütziger Wirksamkeit, welcher in der Einführung
der Kleinkinderbewahr-Anstalten in Deutschland, und besonders in die
österr. Erbstaaten zunächst Entfaltung und Befriedigung fand. W. gab
biezu den ersten Impuls, indem er des Englanders Wilderspin's
Werk: On Inlants-sckools, London 1824, ins Deutsche übertrug und
mit Zusätzen bereicherte, welche allgemeine Anerkennung fanden, zu-
gleich aber den Ertrag der ersten in seiner Vaterstadt zu gründenden
Anstalt dieser Art widmete. Dieses Werk, das sich sehr schnell vergriff,
und eine sehr starke 2. Auflage nöthig machte, ward vom königl. preu-
ßischen Ministerium der geistlichen-, Medicinal- und Unterrichts-An-
gelegenheiten öffentlich, und zum Ankauf auf Rechnung der Schulcassen
anempfohlen, und veranlaßte in Preußen, ganz Deutschland und der
Schweiz, ja selbst in Italien und Spanien auf eine fast beyspiellos an-
regende Weise die Errichtung von Kinderbewahr-Anstalten, im österr.
Staate aber vorerst in Ofen und Pesth (1323), wonach W. sich
auf das lebhafteste verwendete, um deren Einführung in Wien zu be-
wirken. Das Resultat ergab sich lohnend in der Begründung der ersten
Kinderbewahr-Anstalt zu Wien am Rennwege (Steingasse Nr. 228)
am 12. Februar 1820, welcher W. seitdem vorsteht, und die zahlreiche
Nachahmung in Wien und den Provinzen hervorrief, wobey W. gro-
ßentheils zu Rathe gezogen wurde. —> Auch in dem Gebiethe der Dra-
matik hat sich derselbe mit Glück versucht, indem er den „Buckeligen"
nach dem Englischen des S he r idan-Knowl es auf die Bühne brach-
te, ein Stück, das sich sehr beyfalliger Aufnahme bey wiederhotterAuf-
führung im k. k. Hofburgtheater (zuerst am 16. Nov. 1833) und auf
andern deutschen Bühnen zu erfreuen hatte, und dieselben zuerst mit
einem in England gefeyerten Dichternahmen bekanntmachte. Seit 1835
von seinen israelitischen Glaubensgenossen, für deren Angelegenheilen
er sich langst mit Warme interessirce, zu dem ehrenvollen Amte ihrer
öffentlichen Vertretung berufen, widmet er einen bedeutenden Theil
seiner Zeit und Kraft den damit verbundenen Geschäften und Obliegen-
heiten, ohne jedoch seine anderweitigen Bestrebungen dabey aus den
Augen zu verlieren. Auster mehreren in verschiedenen Zeitschriften , nah-
mentlich im Wiener Conversationsblatte, der Wiener Zeitschrift, und
dem österr.Mrchiv für Geschichte :c. erschienenen kleineren Gedichten und
Aufsätzen verschiedenartiger Tendenz sind von ihm im Druck herausgekom-
men: Über die frühzeitige Erziehung und die englischen Kleinkinder-
schulen, nach dem Englischen mit Zusätzen, Wien 1326, 2. vermehrte
und verbesserte Aufl. eb. 1823. — Therese, ein Handbuch für Mütter
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie