Seite - 91 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe W-Z, Band 6
Bild der Seite - 91 -
Text der Seite - 91 -
W i e n . l>l
von Kaiser Otto I I . als Markgraf über Österreich eingesetzt wurde/
und dessen Würde auch in seiner Familie erblich verblieb. Mit den Ba-
benbergern waren nun gleichfalls wieder mehrere Edle und Ansiedler
aus Franken und Bayern nach Osterreich gezogen, durch welche in den
verödeten Gegenden, und somit auch in ^adiana oderW., aus dessen
Ruinen wieder mehrere Gebäude entstanden. Bisher hatten die Mark-
grafen seit Leopold I. ihren gewöhnlichen Wohnsitz theils auf dem
Melkerberge, theils in Herzogenburg , und theils in der alten
Steinburg Medelich (Med l ing), in welch' letzterer sich damahls ein
bedeutender Thiergarten befand, der heut zu Tage die Briel heißt, und
als einer der beliebtesten Erholungsörter der Einwohner von W. bekannt
ist. ^— Erst Markgraf Leopold IV. baute auf der vordersten Spitze
des Kahlenberges eine neue prachtige Burg, und bestimmte sie zur künf-
tigen Residenz. Um 1106 erbaute auch Leopold nahe an W. ein
Jagdhaus, welches auf dem Platze, wo sich jetzt das fürstl. Eszterhä-
z y'sche Haus in der Wallnerstraße befindet, gestanden seyn soll. Dieses
Jagdhaus lag außerhalb dem damahligen Bezirke W.'s, und war mit
Gestrauchen und Waldungen umgeben, welche die Jäger mit den nahe
wohnenden Landleuten vereint, nach und nach immer mehr ausrotte-
ten , und sich daselbst mehrere Häuser und Hütten erbauten. Zum An-
denken an die ehemahlige Wildniß blieb ein Baumstamm stehen, welcher
in der Folge mit Eisen beschlagen und heut zu Tage „der Srock im Ei-
sen" genannt wird. 1156 vereinigte Kaiser Friedrich I, das Land ob
der Enns mit Österreich unter der Enns, erhob beyde Länder zu einem
Herzogthume, und machte den Markgrafen Heinrich I I , mit dem
Beynahmen Iasomi rgo t t zum ersten Herzoge von Ober- und Nie-
derösterreich. Dieser Herzog wählte sich nach seinem Regierungsantritte
der romantischen Lage wegen, das Bergstädtchen Wenne oder Wiene,
zu seiner Residenz, und baute sich unweit von dem Jagdhause Leo-
pold's IV. auf dem nähmlichen Platze, wo heut zu Tage das hofkriegs-
räthliche Gebäude stehl, eine Burg, wovon dieser Platz den Nahmen
„am Hof" erbalten hat. Um diese Zsit (1160) hatte die Stadt W. un-
gefähr folgende Umgrenzung: Vom Heidenschuß, wo sich das erste
Thor befand, lief die Stadtmauer neben der heutigen Naglergasse bis
zum Peilerthore (eigentlich Pfeilerthore, 1732 abgebrochen) und von
da durch das Paternostergaßchen am Ilmgferngäsichen vorüber, dem
Freysinger- jetzt Trattnerhofe zu, welcher von dem Bischöfe O t t o
von Freys ingen, einem Bruder I aso m irgott's erbaut wurde.
Die heutige Naglergasse und die Strafte am Graben bildeten von dieser
Seite den Wallgraben. Zwischen dem Schloffevgäsichen und dem Hause
zum Rebhuhn stand das dritte >hor. Von dorr zog sich die Mauer übep
die Brandstätte, den lichten Steg und Haarmarkt hinunter, zwischen
welcher Strecke sich das vierte Thor befand, welches zur Wollzeile führ-
te. Dann aufwärts gegen den Lazen- und Gamingerhof, bis an den
Katzensteig zum fünften Thore, und von da hinter S t . Ruprecht
über den heutigen Salzgries bis zum sechsten Thore, und endlich neben
hem tiefen Graben bis zumHeidenschusi zurück. Die heutige Häuserreihe,
Pfeilerthore bis an das Ende dor Brandstatt- steht meistens auf den
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie