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Fundamenten der uralten Stadtmauern. Außer den hier angeführten
sechs Hauptthoren gab es noch zwey kleinere Pförtchen, das eine unter
St . Ruprech t, und das andere an der Fischerstiege, durch welche man
an die Donau gelangen komne. Innerhalb dieser Umgranzung r. aren
als vorzügliche Gebäude und Platze merkwürdig: Der Hof, damahls
am Herzogenhof genannt, und die daselbst von Heinrich Ja so mir»
gott erbaute Burg und Kirche ^um bcil. Pancraz, in der Gegend
der heurigen Nimciatur, die Pererskirche, der Iudenplatz, der hohe
Markt, der Berghof, die Kirche zu St . Ruprecht, die Kirche zu
Mar ia am Gestade, dann der Freysinger- und Passauerhof. Außer«
halb den damahligen Stadtmauern war die Kirche zu St . Stephan,
ungefähr halb so groß, als heut zu Tage (nähmlich vom Riesenthore bis
gegen das mit einem eigenen Gitter eingefaßte Chor); t>ie Wollzeile,
die von Leopold dem Freygebigen erbaute Kirche zum heil. Ja«
cob; das deutsche Haus, die St. Iohanniscapelle der Iohannitter-
Ritter. Auf der entgegengesetzten Seite hinter der Wollzeile, das Tem-
pelbaus, das Schottenstift und das bekannte Jagdhaus Leopold des
Hei l igen. Am Salzgries floß ein starker Donauarm, am Fuße des
ob der heutigen Kohlmessergasse beginnenden, bis zum Arsenal und den
Schotten hinziehenden Hügels, wovon die Kirche zu Mar ia am Ge-
stade, die Benennung erhielt. Leopold VI . , Heinrich Iasomir-
gort's Sohn und Nachfolger, auch der „Tugendhafte" genannt, vergrö-
ßerte die Stadt an der Ostseile, und umgab den neuen Zuwachs mit
einer Ringmauer, welche bey dem sogenannten Demofinger- (Pempflin-
ger-) Hofe ihren Anfang nahm, sich in einem Halbzirkel über den alten
Fleischmarkc neben dem Dominicanerkloster gegen das Stubenthor, über
die Sinqerstraße und den Stock im Eisen , dann von da bis zumTratt-
nerbofehinbog, wo sie sich dann wieder an die altere Stadtmauer anschloß.
Nach Leopold's VI . Tode übernahm sein ältester Sohn Friedrich I.
die Regierung von Osterreich, übertrug sie aber 1197 kurz vor seinem
Tode an seinen Bruder Leopold VI I . Dieser arbeitete nun mit rast-
losem Eifer an der Empororingung der Stadt W. Durch ibn wurde sie
zu einer Handelsstadt erdoden, und erhielt eine Arr von Slapelgerech-
tiqkeir, kraft welcher alle auf der Donau berabkommenden Schiffe ihre
Waaren nicht weiter a!s bis Hieher fübren durften. Er setzte auch eine
Arr Magistrat ein, welcher aus 24 Bürgern bestand, „die im Kaufen
und Verkaufen guce Ordnung anstellen, und in Allem, was zur Ehre
und zum Nutzen der Stadt gereichen mag, fleißige Aufmerksamkeit ha-
ben sollten." Er gab der Stadr überhaupt mehrere bürgerliche und poli-
zeyliche Gesetze,, welche zum Zwecke hatten, die Bürger zu bereichern,
und sie von den Überoortheilungen der Fremden zu sichern. W.qab Gesetze
im obern Deutschland, als Stapelplatz, als Markt, als Münzstätte,
schickte seine Handelsfactore, mit jenen der Regensburger, nachKiew,
nach Co n stantino pe l, ins deutsche Kaufhaus nachVe nedig. Die
meiste Kunde von Deutschlands Zwischencommerz über Rußland und über
Byzanz schöpften die Geschichtschreiber seines Handels aus österreichi-
schen Quellen! Ein eben so interessanter Beobachtungspunct ward W.,
als die Entdeckung der neucn Welt in alle Handels - und Münzoer-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie