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Bernhardstha l genannt wurde; die qanze übrige Gegend bestand
aber aus Feldern, in deren Mitte ein Schloß mit einer der heil. Mar«
garetha gewidmeten Capelle lag, von welcher spater dieser Vorstadt-
grund seinen Nahmen erhielt. Die heutige Landstraße hieß früher die
Nicolai-Vorstadt, und war noch wenig, und bloß nur gegen die Stadt
mit Wohnhäusern bebaut. Auch das Dorf E r d b e r g , welches
unter die ältesten Ortschaften in der Nähe von W. gehört, war da-
mahls schon bekannt. Zwischen der Stadt und dem Wiensiusse lief der
Mühlbach, welcher damahls verschiedene Mühlen trieb. An seinem Ufer
lagen vom Stubenthore bis zur Donau mehrere Jägerhäuser, daher
auch diese Gegend unter den Jägern genannt wurde. 1619 gelangte nach
dem Tode des Kaisers Math ias dessen Neffe Ferdinand I t . zur Regie-
rung sämmtlicher Länder, deren aber keines ihn für den Landesherrn er-
kennen, und sogar die Wahl zum römischen Kaiser hintertreiben wollte.
Die Rebellen traten unangemeldet zu Ferdinand ins Zimmer, und
verlangten mit Ungestüm die Bewilligung ihrer gemachten Forderun-
gen. Allein in eben diesem verhängnißvollen Augenblicke kamen unter
Anführung des Obersten St . H i la i re 500 Reiter des Dampierre-
schen Cürassier-Regiments, welche heimlich durch den damahligen Do-
naucanal in das Schiffs-Arsenal, und von da in die Stadt gebracht
wurden, zu Ferdinand's Rettung auf dem Burgplatze an. Jetzt siel
men: Ign. Graf Hardegg führt, wurde zur Belohnung die Frey-
heit ertheilt, so oft es nach W. kömmt, durch die Stadt marschiren,
sich auf dem Burgplatz aufstellen, und daselbst werben zu dürfen. Nach
der Schlacht am weisien Berge 1620 wurde, wie in den andern Lan-
dern der Monarchie, auch in Österreich und W. die von Ferdinandl. ,
Max im i l i an I I . und Math ias verstattete Religionsfreiheit der
Protestanten wieder aufgehoben, zu welchem Ekde man die diesen Glau-
bensgenossen bisher eingeräumte Kirche und das Kloster der Minoriten
in der Stadt sogleich diesen Mönchen-wieder zurückgab, und die prote«
siant. Prediger gänzlich aus W. verwies. Zugleich wurde allen noch übri-
gen protestanr. Einwohnern W.'s angedeutet, binnen 4 Monathen ent-
weder zur kathol. Religion zurnckzutrecen, oder Stadt und Land zu
räumen, und zur bestimmten Zeit wurde dieser Befehl strenge vollzo-
gen. 1622 erbaute Karer Ferdinand I I . Kirche und Kloster der Ka-
pu.iner in der Stadt. 1625 übergab er das Universitäts-Colleguim den
Jesuiten, die sich dabey eine Kirche bauten. 1630 ließ er die unbeschuh«
tcn Augustiner von Prag nach W. kommen; baute den Dominicanern
ihre Kirche, spater stifteleer das Kloster der sogenannten Schwarzspa-
nier, und seine Gemahlinn Eleonore zur selben Zeit das Nonnen-
kloster der Carmelicerinnen zu St . Joseph. — 1622, als derschwe-
dische Krieg angefangen, wurde der Befehl gegeben, alle Hauser und
Gärten der Vorstädte auf ZOO Schritte von dem Wallgraben abzubre-
chen, die Keller zu verschütten, und die Anhöhen zu ebnen; indem der
schwedische General Torstenson, welcher bereits K rems, S t e i n,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie