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Dürren st eiN/ Kreuzen stein und Korneuburq eingenommen,
die kaiserl. Truppen nus der Wolf^ brückenschanze beym Tabor verdrangt,
und dieje.be noch mehr befestigt hatte, die Stadt W. mit einer starken
Belagerung bedrohte. Der Hof und die vornehmsten Einwohner flüchte-
ten sich nun nach Grätz, indessen alle Anstalten zu einer tapferen Ver-
theidigung getroffen wurden. Allein die Schweden zogen sich unvermu-
thet wieder zurück, und ließen nur eine geringe Besatzung in der Wolfs-
auschanze. Erzherzog Leopold Wi lhe lm, des Kaisers Ferdi-
nand I I I . jüngerer Bruder, welcher zur Vertheidigung der Stadt
zurückgeblieben war, ließ nun die'e Schanze stark beschießen, und nach-
dem dadurch eine ziemlich weite Bresche entstanden war, durch 300
Mann bestürmen, worauf sich dann die schwedische Besatzung zu Kriegs-
gefangenen ergab. Unter der Regierung dieses Monarchen und seines
Nachfolgers wurden die Festungswerke in W. immer mehr verbessert, und
die Bastionen, welche vormahls nur aus Holz und Erde bestanden, mit
Mauern eingefaßt. Kaiser Ferdinand I I I . erbaute 1642 das Augustiner-
kloster auf der Landstraße, 1646 das noch bestehende Schanzelthor, 1651 be-
gann erden Bau der Kirche und des Klosters der Servilen in der Rossau,
der jedoch erst umer seinem Nachfolger vollendet wurde. Leopold I.,
der jüngste und einzig noch übrig gebliebene Sohn Kaiser Ferdi-
nand's 111., bestieg nach dem Tode seines Vaters (1657) im 17. Jah-
re seines Alters sowohl den österreichischen, ungarischen und böhmischen
als auch in dem folgenden Jahre den rom. Kaiserthron. Kaiser Leo-
pold's erstes Augenmerk bey der immer drohender werdenden Türkenge-
fahr war die bessere Befeingung der Hauptstadt, er ließ deßhalb unver-
züglich die große Burgbastey mir Mauern umgeben, und das Burg;, wie
auch das Karnthnerrhor regelmäßiger herstellen. 1675 wurden die Ur-
sulinernonnen au« Lüttich in W. eingeführt. 1676 erfolgte die gänz-
liche Verireioung der Juden aus W., die man des Einverständnisses
mit den Türken verdächtigte, die bisherige Iudenstadt erhielt den Nah-
men Leopoldstadt, und an der Stelle der Synagoge wurde die dortige
Pfarrkirche eroaur. 1679 brach in W. eine grauliche Pest aus, welche
in 11 Monathen eine solche Menge Menschen dahinraffte, daß bloß
auf den Kirchhöfen in der Stad:, und in den Vorstädten l22,849 Per'
sonen beerdigt wurden, ohne diejenigen zu rechnen, welche in Gärten
und andernOrcen heimlich vergraben wurden (s. Pestseuchen). Bald dar-
auf kam es zur zweyten türkischen Belagerung , die jedoch, nachdem sie
2 bange Monathe lang gewährt hatte, durch die vereinten christlichen
Heere siegreich abgeschlagen wurde, wornach sich durch wiederholte Siege
die Gefahr einer rürkischenInoasion für immer verlor (s.T ü r k e n kr i eg e).
Nach aufgehobener Belagerung wurde Sor.ze getragen, W. und die
umliegende Gegend von dem Gräuel der Verwüstung zu reinigen, und
die zerstörten Festungswerke und Gebäude der Stadt wieder herzustellen.
Nachdem die kaiserl. Burg wieder bewohnbar gemacht war, kam auch
Leopo ld (l684) von L i n z nach W. zurück. Die in Schutt und
Ruinen gelegenen Häuser in den Vorstädten wurden grösilentheils von
den ehemahligen Bewohnern wieder aufgebaut, jedoch durfle, die Leo-
polostadt ausgenommen, kein Vorstadthaus naher als 6l)U Schritte von
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie