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ren blutigen Gefechten ihren Weg nach W., und langten am 9. May
1809 in der Vorstadt Mariahülf an, welche sie sogleich besetzten. Am
folgenden Tage geschahen die ersten Kanonenschüsse gegen die aus den
Straßen der Vorstädte an das Glacis vorrückenden Feinde. Am 11.
fingen die Franzosen an, aus den Fenstern des k. k. Hofstallgebäudes
und der benachbarten Gassen vom Vorstadtgrunde Spitalberg gegen die
Stadt zu feiiern, :>nd anstatt eine förmliche Belagerung zu unterneh-
men, W. bloß durch ein Bewerfen mit Granaten, welches um 9 Uhr
Abends begann, zur Übergabe zu zwingen, was auch wirklich bald dar-
auf (früh um 2 Uhr) durch das Aufstecken der weißen Fahnen auf den
Wällen geschah. Die ganze französische Armee rückte nun in W. ein,
und nahm Besitz von der Stadt. Die Österreicher kämpften indessen mit
Muth und Anstrengung, allein sie mußien auch dießmahl unterliegen.
Es wurde daher den 14. Oct. 1809 zwischen Österreich und Frankreich
der Friede abgeschlossen, und in W. allgemein bekannt gemacht. 2 Tage
darauf singen die Franzosen an, einen großen Theil der Festungswerke
durch eigends hiezu angelegte Minen zu demoliren, und verließen hier-
auf den 20. Nov. 1309 die Hauptstadt und die Umgegend derselben. Am
26. Nov. 18l)9 rückte die österr. Garnison ein, und am folgenden Tage
kam der Kaiser, welchem das Volk in die Burg nachströmte, um den gelieb-
ten Landesoater wieder zu begrüßen. Das Opfer, welches die österr.
Monarchie durch den Verlust der schönsten Provinzen, und durch die
Vermählung Napoleon's 1310 mit der österr. kaiserl. Prinzessinn
Mar ia Louise dem Kaiser der Franzosen dargebracht hatte, waren
aber noch nicht gen^g Bürgschaft, einen dauerhaften Frieden zu grün-
den. Die Jahre 181 l—13 liefen ohne besondere Ereignisse ab, nur daß
man fleißig an der Wiederherstellung der Festungswerke arbeitete. Als
der Einfall in Rußland für die Franzosen eine sehr ungünstige Wendung
nahm, als Preußen gegen die Franzosen aufgestanden, und als Kaiser
Franz durch die fruchtlosen Unterhandlungen in Prag überzeugt war,
daß es zu keinem dauerhaften Frieden komme, trat auch Österreich l313
a,uf die Seite der Alliinen über, und legte dadurch das entscheidende
Übergewicht in die Wagschase des Krieges. Die Franzosen wurden nun
besiegt, und die Hauptstadt Par is am 12. März 13 l4 von den Alliir-
ten besetzt. Kaiser Franz reiste am 2. Iuny aus Par is ab, und
langte am 14. desselben Monachs im k. k. öustschlosse Schön brunn
an. Den darauffolgenden Tag wurde der zwischen den Alliirten und
König L u d w i g XVI I l . zu Par is geschlossene Friede publicirt,
und am 16. von dem Kaiser der feyerlichste Einzug in die Residenzstadt
W. mit Glanz und Jubel gehalten. Im September desselben Jahres
langten der Kaiser von Rußland, der König von Preußen und andere
hohe verbündete deutsche Souverains in W. an, da hier, die großen Ver-
handlungen des Congresses Statt gefunden hatten. Osterreich erhielt
1814 tmrch den Frieden von Par is den gegenwartig zu einem lombar-
disch-venenan. Königreiche erhobenen Theil von Italien, und die frä-
her abgetretenen Theile der Erbländer, nebst Dalmatien zurück, und
so ward denn endlich der IIjahrige wüthende Revolutionskrieg, mit der
Entthronung des Kaisers Napoleon beendigt (f. Congresse). In -
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie