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Ganzen keinen sehr gefährlichen Charakter an (s. G ri pp'e). Die
zungen im Westen Europa's und die dadurch no'tbig gewordenen Rüstun-
gen brachten zwar auch in W. eine augenblickliche Spannung und Sto,
ckung der Geschäfte hervor/ allein die österr. Regierung wußte durch
einen festen Gang ihre imponirende Stellung kräftig und sicherzu behaup«
ten. Nachdem Kaiser Franz noch durch die von ihm angeordneten frey-
willigen Arbeiten zur Herstellung eines Canals an den Ufern der Wien,
wie durch so viele andere weise Anstalten in W. seinen Wohlthätigkeitssinn
vaterlich bewahrt hatte, starb er zum allgemeinen tiefen Leidwesen seiner
in Trauer versunkenen Völker den 2. März 1835 , und sein erstgeborner
Sohn, der jetzt regierende Kaiser Ferd inandI . bestieg den österr. Kaiser-
thron mit dem, bey seinem Regierungsantritt ausgesprochenen Entschlüsse,
im Geiste seines Paters zu wirken und zu walten. Den 14. Iuly 1335^
hatte die feyerliche Erbhuldigung in W. Statt (s. den Art. Huldigung).
Die ausgeführte öffentliche Gewerbs-Producten-Ausstellung in W., die
Erhebung seines überaus reichen technischen Cabinets zu einm der Öffent-
lichkeit gewidmeten Institute und andere für W. zweckmäßige Einrich«
tungen begleiteten die ersten Schritte der Regierungssorgfalt Ferdi-
nand's I. — Topographie. W. liegt am Fuße des Kahlengebirges
und am Einflüsse des kleinen Flüßchens Wien in die Denau, unter
43° 12' 32" Breite, 34" 2' 16" L''lge, 522' Seehöhe. Der größte
Theil der Stadt liegt am rechten Ufer der Donau, und zwar an einem
Seitenarme derselben, dem sogenannten Wiener Canale. Dieses Ufer
bildet ansteigend einige terrassenartige Flächen, auf deren erster die in-
nere Stadt selbst liegt, daher auch einige Straßen derselben gegen t)ie
Donau gä'h abfallen. Die meisten Vorstädte sind noch höher gelegen;
der Donaucanal aber bildet mit einem anderen Arme, dem sogenannten
Kaiserwasser, eine Insel, auf welcher sich zwischen derBrigittenau und
dem berühmten Prater die Leopoldstadt befindet. AuS der Lage der Stadt,
in einem weiten Becken, welches die letzten Abhänge der beyden großen
Gebirgszüge, der Central-Urgebirgskette und des nörvlichen Kalkzuges,
bilden, am Eintritte des mächtigen Stromes in eine bedeutende Ebene,
folgen besonders starke Luftströmungen, denen W. ausgesetzt ist. Voll-
kommen wmdstille Tage kommen auf ein Jahr nicht mehr als einige 40;
West- oder Nordwest sind herrschend, plötzlicher Temperaturwechsel häu-
fig, und manchmahl weht hoch im Sommer wahre Schneeluft aus dem
steyrischen Hochgebirge herab. Die mittlere Temperatur hält sich auf
^- 3.70 R., und der October kömmt mit der mittleren Iahreswa'rme
am nächsten; 7 Monathe haden aber eine höhere Temperatur, und nur
im Jänner ist der allgemeine mittlere Wärmegrad negativ. — Der gün-
stigste Standpunct die innere Stadr zu übergehen, ist der Balcon eines
Gemäldesaales im k. k. Belredere auf dem Nennwege. Zum Überblicken
der Stadt und ihrer nahen Umgebung ist aber der Wienerberg, und zwar
jener Punct am geeignetsten, wo die sogenannte Spinnerinn am Kreuze
(s. d.) steht. Der Umkreis der Stadt und sämmtlicher Vorstädte ist bis-
her auf 13,800 Wiener Klafter, oder etwa 3H deutsche Meilen ange.
nommen, beträgt aber, da das Stadtgebieth an mehreren Stellen weit
über den Liniengraben hinausreicht, nach genauer Abmessung 23,270
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie