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gaffe, jedoch wie aNe andern, in keiner geraden Linie fortlaufend, und
in der Breite beschränkt, worauf ursprünglich die Befestigungswerke der
Stadt großen Einfluß gehabt haben. Unter den 23 öffentlichen Platzen
ist der neue Burg- oder Paradeplatz der größte und regelmäßigste. Er
ist von dem Burgthore, der k. k. Burg, dem Hofgarten und Volksgar-
ten umschlossen, wird von 2 geräumigen Fahrwegen, seiner Länge von
400, seiner Breite von 260 Schritte nach, quer durchschnitten, und
ist mit Alleen und Wiefenvlatzen ausgestattet. Auch der innere Burg«
platz, von der k. k. Burg und der Reichskanzley gebildet, ist ein regel-
mäßiges längliches Viereck. Der Platz am Hof, von Herzog Heinrich
Iasomi rg ott's Residenz, die einst hier stand, also genannt, ist 71
Klafter lang und 52 Klafter breit. Seine Mitte schmückt eine, von
Bal thasar Hero ld 1667 gegossene, 24 Fuß hohe Manensäule,
und ihr zur Seire stehen 2 Springbrunnen mit Statuen aus weichem
Metalle, !812vom Professor Fischer bearbeitet. Der hohe Markt ist
ebenfalls mir einem Monumente, unter Kaiser Carl V I . 1732 verfertigt,
geziert. Es stellt die Vermählung der Jungfrau Mar ia mit dem heil.
Joseph in einem auf corinthische Säulen gestützten Tempel-vor. Der
Tempel ist nach Fischer's Zeichnung; die Figuren verfertigte Ant.
Corradini . Zu beyden Seiten befinden sichSpringbrunnen.Der Graben,
der lebhafteste und mit den vorzüglichsten Kaufläden versehene Platz hat
in feiner Mitte eine reiche, aber geschmacklose Dreyfaltigkeitssaule,
welche 1693 Kaiser L eo pol d I. nach weggewichener Pest setzen ließ.
Einige Engelgruppen an diesem Denkmale gereichen den Bildhauern
S t r u d l , F ruhwi r th und RauchmiNler zur Ehre. An beyden
Seiten des Grabens stehen Springbrunnen, welche seit 1804 mit Sta,
tuen aus Bleycomposirion vom Professor Fischer geziert sind. Der
neue Markt hat seit 1739 ein geräumiges Bassin mit vortrefflichen Sca-
iuen ausBleycomposition von Ravhael Donner. Auf dem Iosephs-
platze erblickt man Zaune r's Nenerstatue des Kaiser Joseph's I I .
Die Figur des Kaisers, welche stehend 132 Fuß hoch wäre, so wie das
Pferd, dessen ganze Höhe 2 Klafter 1 Fuß 3 Zoll, die Länge aber 2
Klafter 2 Fuß 3 Zoll beträgt, wurden in den Jahren l800 und 1303
aus Metall gegossen. Das Fußgestelle von Granit ist mit schönen Bas-
reliefs, ebenfalls aus Metall, versehen. An den 4 Ecken stehen Granit-
pilaster mit Bronzemedailions, wirklichen Münzen aus der Negierungs-
periode Joseph's 11. im vergrößerten Maßstabe nachgebildet. Der St.
Stephansplatz, in älterer Zeit
umgibt die Stephanskirche. Mit dem Stephansplatz in Verbindung steht
der Stock im Eisenplatz, sogenannt von einem 7 Schuh hohen, mit-
telmäßig starken Baumstamme, der vermöge eines, der Sage nach von
einem Schlosserlehrling mir Hülfe des Satans gearbeiteten, eisernen
Bandes und unaufsperrbaren Schlosses an das Haus Nr. 1079 befe-
stigt, und von wandernden Schlossergesellen durchaus mit eingeschlage-
nen Nägeln bedeckt ist. Nebst dem Stephansthurme ist dieser „Stock
im Eisen" das wichtigste Wahrzeichen von W. , zu welchen auch
noch der große Schlußstein des Neurhorö am Salzgries gezählt wird,
welcher 16,451 Pfund schwer ist. Einer andern Meinung zufolge soll
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie