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Lage, ist abev ziemlich regelmäßig mit geraden Gassen angelegt. Die
sogenannte breite Gaffe enthält emen öffentlichen Brunnen, und über
demselben eine eiserne, 1821 zu M a r i a-Z e l l gegossene, corin«
thische Säule mit dem Bildnisse der heil. Dreyeinigkeit, sonst ist diese
Gasse als der Sitz der Mödelirödler bekannt. Die neuangelegte Kirch-
berggasse besteht aus lauter modernen Gebäuden. Das größte Gebäude
dieser Vorstadt ist das am Glacis stehende k. k. Hofstallgebaude oder der
kaiserl. Marstall mit der 192 Klafter langen prachtvollen Fa^ade, ge«
rade der k. k. Burg gegenüber gelegen. Dieses Gebäude ließ Kaiser
Carl VI. 1725 in einem regelmäßigen und edlen Style aufführen; es
ist 2 Stockwerke hoch, hat für 400 Pferde Raum, viele Wohnungen,
nebst sehenswertben Gewehr- und Sattelkammern zc. Von diesem Ge-
bäude führt eine gerade Pappelallee zum Burgthore. Ein bedeutendes
Miethgedäude ist hier am Glacis das sogenannte Spaliermacherhaus. 2)
Der Gründ St . Ulrich, gränzt unmittelbar an den Spitalberg, bildet
in der Mitte eine Vertiefung mit dem Platze!, und erhebt sich sowohl
gegen Norden, als gegen Süden. Auf der südlichen Erhebung steht von
allen Seiten frey die l72l erbaute Pfarrkirche St. Ulrich oder Ma«
ria Trost, zu deren Hauptgang 24 steinerne breite Stufen empor»
führen; das helle und geräumige Innere der Kirche bildet einen schönen
Halbbogen; das Hochalrarblatt und die 6 Gemälde auf den Seirenaltä-
ven sind sämmtlich von Troger. Eine zweyte Kirche ist die kleine Me»
chitaristenkirche zu Maria-Schutz, am Kloster der armenischen Me-
chitaristen, mit dem Hochaltarblarte und den heil. Joseph und An ton
auf den Seirenaltaren von Schindler, der Kuppel von Schilcher,
und den Gemälden in der Seitencapelle von Maulbertsch. .Das Klo»
fter, ehemahls ein Kapuzinerkloster, und zwar das erste in Osterreich,
hat eine gute Buchdruckerey und eine Erziehungsanstalt für armenische
Jünglinge. Das größte und schönste Gebäude ist der Palast der königl.
ungar. adeligen Leibgarde amGlacis mit geräumigen Stallungen. Diese
Vorstadt Harem eigenes Grundspital. 3) Der Grund Neubau (auch
Neubau-Neustift und Unter-Neu stift genannt), ist größten«
theils neuerer Anlage und daher, mit geringen Ausnahmen, regelmä-
ßig gebaut. Er enthalt nur einen einzigen kleinen Platz, das sogenanme
Stroholatzel, aber viele schöne und gerade Gassen, worunter die 350
Klafter lange, durchaus gepflasterte Neubau-Hauptstraße, die neuan«
gelegte Hermannsgasse und die Andreasgasse sich vorzüglich auszeichnen.
Zu den schönsten Gebäuden gehört das neue Schottengerichthaus in der
Langenkellergaffe. Neben diesem befindet sich das unansehnliche Gebäude
des t. k. Versorgungshauses, der lange Keller genannt, mit einer klei-
nen, 1772 eingeweihten Kirche St . M a r t i n . Zahlreiche Fabriken
und Mamlfacturen in Seidenzeugen und Bandern, in Baumwoll- und
Schafwollstoffen machen diese Vorstadt sehr lebhaft. 4) An sie stößt
weillich die vollkommen regelmäßig angelegte Vorstadt Scho t tenfe ld
oder Ober-Neust i f t , die sich bis an den Linienwall ausdehnt, und
Ulner die nettesten und gewerbfleißigsten Vorstädte gehörr. Sie hat eine
ziemlich hohe Lage, und senkt sich gegen Norden und Süden etwas ab-
wärts. Aie Pfarrkirche S t . Laurenz, 1734—37 im römischen ^ " < -
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie