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erbaut. Sehenswerth ist in ihr die Grablegung Christi, in halberho-
bener Arbeit in Bley gegossen von Prokop; der marmorne Hochaltar
ist vom Director Hagenauer; das Hochaltarbild malte S t rud l ; den
sterbenden Joseph und die unbefleckte Empfängnis; auf beyden Sei-
tenaltaren Trog er. Die von I o s. Fra nz Christm a nn verfertigte
und 1790 aufgestellte Orgel mit 25 Registern dürfte die beste in W.
seyn. Auf diesem Grunde trifft man eine große Anzahl von Seidenzeug-,
Sammt- und Dünmuchmanufacturen, viele Band-, Seiden- und
Shawlsweber, Posamentirer und Claviermacher u. a. m. ; 2 Tanzsale,
worunter der einst so berühmt gewesene Apollosaal (s. d) , ein Grund-
spital, das k. k. Salpetermagazin :c. — VI. Der Polizeybezirk I o-
sephstadt dehnt sich vom Glacis bis zur Lerchenfe!der Linie aus, und
umfaßt nur die 3 stadtischen Freygründe: Iosepbstadt, Strozzi '-
scher Grund und Alt-Lerchenfeld. Die Iosephstadt zählt
209 Häuser und 10,314 Einw., der St ro zzi'sche Grün d 57 Häu-
ser und 2,527 Einw., A l t-Le rchenfeld 233 Häuser und 9,303
Einw., folglich der ganze Bezirk 504 Häuser und 22,144 Einw.:
1) Die schöngebaote Iosepbstadt, 1690 zur Feyer der Krönung
des damahligen römischen Königs Joseph I. angelegt, welche
am Glacis beginnt und von hier eine Anhöhe hinaufsteigt, übrigens
aber eine flache Lage har, ist, wenn man die etwas gekrümmte Hauvt-
oder Kaiserstraße ausnimmr, ganz regelmäßig angelegt und mit vielen
prächtigen Gebäuden geziert. Außerdemc-Hat diese Vorstadr einen Platz
vorder Kirche und dem Kloster der Piaristen, mit einem öffentlichen
'Brunnen und einer steinernen Mariensäule. DiePiaristentirche zu Ma-
ria-Treu wurde 1693, in welchem Iabre die ersten Piaristen nach W.
kamen, erbaut; 1716 war sowohl der Kirchen- als Klosterbau vollendet.
Die Frontispice- Figuren an der Kirche verfertigte der Bildhauer Ma-
deser, di^e Gemälde der großen Seitenaltäre Fel i r Leich er. Die
Kuppel, das Hochaltarblatt, Christus am Kreuze und Johann
von N e p omuk an den keinen Seitenaltären sind von M a u l-
b ertsch, die beyden andern wahrscheinlich von B r a n d. An der
Südseite schließt sich an die Kirche das Piaristen-Collegium, an der
Nordseite das grast. L öw en b urg'sche Convict (s. Convicte) an;
im südlichen Gebäude ist auch die Hauptschule, das Gymnasium und
eine Bibliothek untergebracht. In der großen Cavallerie-Caserne befin-
det sich noch die 1757 erbaute Annacapelle. Unter den einzelnen
Gebäuden sind zu bemerken: Der fürstl. Auersperg'sche Palast am
Glacis, mir dem geschmackvollen Wintergarten, dem Tempel der Fiora
und einem niedlichen Theater; die große k. k. Cavallerie-Caserne, we'-
che von 3 Seiten frey steht und sehr ausgedehnte Höfe einschließt; das
geschmackvoll erbaute Theater und das k. k. Blindeninnirut (s. Bl in-
de n i n st i t u r e). 2) Der Strozzi'sche Grund bildet von der Kaiser-
straße bis zur Roferanogasse eine einzige gerade Gasse, die Strozzi'sche
Hauptstraße genannt, und das vorzüglichste Gebäude ist der grast. Ch o-
tek'sche Pala^, worin sich eine Erziehungs-Anstalt und eine Buchdru-
ckerey bennden. In dieser Vorstadt ist eine Schriftgießerey und eine
Messings und Metallwaarenfabrik. 3) Alt Le rchenfeld, im Nor«
O^sterr. Nat. öncykl.Vd. VI. 9
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie