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Wiener-Neustadt.
mit welcher Strelzh o f und Dachenstein vereinigt sind. W.cN. hat
ferner ein altes Rathbaus mit Uhrthurm und dem städt. Archive, worin
auch viele Raritäten aufbewahrt wurden / ein Civilgefangenhaus mir dem
sogen. Hungerthurme, ein Gymnasium, welches 1666 errichtet und
nach der Aufhebung 1804 neu gegründet wurde, eine 1776 errichtete
Hauptschule, ein Bürgerspital auf dem Pfarrplatze, ein 1332 gegrün-
detes Armenversorgungshaus vor dem Wienerthore, ein Milirärspital
(ehemahls Jesuiten-Residenz) in der Vorstadt Leopoldstadt, mit
einer niedlichen Kirche des heil. Leopold, ein Lazareth, 2 Casernen,
des Raketencorps, ein Theater (in der ehemahligen Klosterkirche der
Carme iierinnen, aber abgebrannt) , einen Redoutensaal (ehemahls
Paulanerkirche) und eine Schießstätte. Das Wohngebäude des Militär-
Knaben - Erziehungshauses ist ganz abgebrannt. In industrieller Bezie-
hung besteht hier eine bedeutende Zuckerraffinerie, ein ansehnliches Ge-
bäude nächst dem Neuthore mit einem schönen Garten; eine Sammt-
und Seidenzeug-Manufactur (im ehemahligen Jesuiten-Collegium),
die neuerlich auch mit einer Seidendruckerey in Verbindung gesetzt wur-
de; 2 Sammtband-Manufacturett, eine Papiermühle, eine Fayence-
geschirrfabrik, 2 Baumwollspinn-Manufacturen, ein stadtisches Brau-
haus (im Gebäude des bürgerl. Zeughauses), eine Lederwalke, 2 Ko-
tzenivalken u. s. w., mehrere dieser Gebäude sind aber in dem Brande
von 1334 zu Grunde gegangen. Auch treibt die Stadt einen ziemlich
lebhaften Verkehr, sowohl auf dem Canale nach Wien, als zu Lande
fast in alle Länder der Monarchie, vornehmlich mit Eisenwaaren nach
Ungarn, mit ungar. Wein nach Mähren, Schlesien und Böhmen,
mit Bau- und Brennholz nach Wien und Ungarn, mir Baumwolle
in die nächstgelegenen Spinnereyen, mit Kotzen nach Osterreich und
Mahren, mit Leder, Seidenwaaren, Zucker, Syrup, Arak, Rum
und Zuckeressig :c. Die Stadt leidet, wegen ihrer stachen Lage auf der
Heide, Mangel an Spaziergängen; doch wird die Schleife, ein öffent-
licher Garten, stark besucht, wo die Neustädter im Sommer Erfrischun-
gen zu sichzu nehmen pflegen.Außerdem Wienertbore steht das sogenannte
Wienerkreuz, die schönste altdeutsche Säule Österreichs, welche von
Einigen auch „Spinnerinn am Kreuz" (s. d.) genannt wird; Herzog
Leopold der Bieder ließ siezwischen 1382 und 1334, nach glück-
lich vollbrachter Theilung der ö'sterr. Länder zwischen ihm und Al-
brecht I I I . erbauen; an ihrem Fuße wurde am 4. Sept. 1452 La-
dislaus PostHumus an den Grafen von Ei l ly übergeben. Vor
dem Neunkirchnerthore steht eine chinesische Pyramide von 17i)3, zum
Andenkender durch den Jesuiten Liesganig ausgeführten Gradmes-
sung. Außer der Herrschaft Stift Neutloster, die wir schon genannt
haben, besteht in W.-N. noch eine, dem k. k. Religionsfonde gehörige
Staatsherrschaft (deren Locale ganz abgebrannt ist) und die Stift R ei-
che rsberg'sche Lehnsherrschaft Neustadt. — An W.-N. kniipfen sich
viele geschichtliche Erinnerungen. Die Stadt wurde zwischen l l92 und
1194 von Leopold dem Tugendhaften erbaut, und erhielt von
Leopold I . , wegen ihrer steten Anhänglichkeit an die Landeöfürsten,
den ehrenvollen Beynahmen: „Die allezeit getreue Stadt." Sie ist der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie