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Meißel war weder Stein noch Metall anstößig. Er behandelte alle har<
ten Materialien mit Leichtigkeit. Zu dieser Zeit langts eben das vor-
treffliche Bild des Prinzen Eugen von Savoyen von der Hand des
berühmten Bildhauers Ba l thasar Permofer in Dresden, aus
Alabaster, in Wien an. Die Begierde diesen Künstler persönlich kennen
lernen, mehrere seiner Werkzeuge zu sehen und zu stttdiren, bewog
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W. nach Prag und nach Dresden zu reisen. Vott Bewunderung
über die der semigen ganz entgegengesetzte Draperie erfüllt, reiste er auf
den Ruf vieler Kunstliebhaber, besonders des Grafen v. Kuefstein
und des Grafen v. Questenberg zurück; der Graf v. Ku efstein,
damahliger Besitzer der Herrschaft N a m i e st im Znaymer Kreise Mäh-
rens, lud ihn zu sich ein, und gab ihm mehrere Arbeiten. Er schlug
nun seine stabile Wohnung in Znaym auf, und verließ Mahren nicht
mehr. — Die Prälaten in diesem Lande beschäftigten W. wechselweise am
stärksten, so z. B. der Prälat des Stlfts H r a d i s ch nächst O l m ü tz, R o.
bevtSancius und seine Nachfolger, in Gruppen unbBasreliefsi Ge-
wöhnt Alles, und m Allem mit gleichem Geists, Fleiße und Geschmack
zuarbeiten, wollte er keinen Gehülfen bey sich anstellen, bloß seinen
Bruder Anton, der mit dem zweytenBruder Michael, beyde Bildhauer,
auf sein Einrathen ihm nach Wien folgten, und von welchen Anton
sich in Olmütz ansäßig machte, gebrauchte er von Zeit zu Zeit zu sei.
ner Aushülfe. Da er einsah, daß die bloße Kunst das Alter nicht schütze,
ergriff er auch die damahls weit einträglichere Gypsmarmorirung^In der
Zwischenzeit zeichnete und malte er in Ohl und Pastell zur Übung ganz^
artig, daher kam es auch, daß er seinen adoptirten Neffen Jos. W.,
einen Sohn Michael's zur Malerey leitete. W. hielt sich stark nach
dem Antiken und der Natur, sein Gewand hat etwas besonders gefälli-
ges, schön gewotfene Falten. Er übertraf in der Draperie die meisten
Bildhauer Deutschlands. Seine Statuen sind geistig gestellt/ gut cha-
ratterisirt, und auf das fleißigste ausgearbeitet. Erstarb ledig zu Wien
1769, wo er in spätern Jahren wieder seinen Aufenthalt nahm. Von
seinen vielen Arbeiten m Mähren werden hier folgende angeführt: 29
Statuen in der Pfarr- und Spitalkirche, am Schloß-. und Pfarrhofe lc.
zu 3? amiest. Schade, daß diese Statuen mit der Ohlfarbe nicht con»
servirt werdet, sie beweisen sein malerisches leichtes, graziöses Gewand.
— Im ehemahligen Prämonstratenserstifte Hradisch bey Olmüh ick
Vorsaal des großen SaaleS, 6 große Statuen/ dann auf det Haupt-
stiege der Pralatur die Engel und 10 große Vasen. — Auf den Brun-
nen imHofe derPrälatur zu Hradisch dle Figur Aamson's, dann
' dle Statue des heil. Johann von Neponluk vor dem Stifte.
Ein großes Wapen, 10Schuh lang, auf da) Gesims des Stiftes Hra-
disch, oben aber eine schöne Vase mit herabhangenden Festons von
Stein, dann 6 Statuen von Stein, jede 3 Schuh hoch ohne Postament,
nähmlich die 6 Tugenden, Glauben, Hoffnung, Liebe, Sanftmuth, Star-
ke und Mäßigkeit in dem! Stifte Hradisch. —Auf dem heil. Berg bey
ülmütz die Platzgrupve des heil. Norbert, die Kirchenaltare und
viele Altäre in den Kirchen auf den Gütern des Stiftes Hrad isch. Er
dirigirte auch den ganzen HerschönerunAsbau dieses Stiftes. Die Bild'
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie