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196 wrbna und Freudenthal, Rudolph Graf v.
Kaisers selbst. Dieß entschied nicht selten das Glück achtungswürdiger
Bürger, deßhalb nannten ihn auch Tausende laut ihren Wohlthäter und
Retter, aber noch wurde keine Stimme gehört, die selbst nach seinem
Tode sich erhoben, und behauptet hätte, W. habe das Unglück nur eines
Menschen bewirkt. — Als eifriger Freund der Cultur nahm W. den
thatigsten Antheil an der Gründung und Beförderung jener gemeinnützi-
gen Anstalten, durch deren Stiftung die Stände Böhmens ihren Eifer
für die Wohlfahrt ihres Vaterlandes erprobt. Die patriotisch-ökonomi-
sche Gesellschaft, das polytechnische Institut, das erste im ö'sterr. Kai«
serstaate, die Malerschule, die Gesellschaft patriotischer Kunssfreunde,
das Conservatorium der Musik, die hydrotechnische Gesellschaft zurVer«
einigung und Schiffbarmachung der FlüsseBöhmens, und das National-
Museum dieses Königreichs, sind bleibende Denkmale des reinen vater-
ländischen Sinnes, durch den die Stände Böhmens sich den Dank künf-
tiger Jahrhunderte gesichert. — Als Freund und Beförderer der Wis-
senschaften war W. ein vielvermögendcr Gönner der Gelehrten in Oster-
reich, und die Würdigsten, die der Stolz ihres Vaterlandes, sich die
Achtung des I n - ynd Auslandes errungen hatten, wurden auf seine
Vortrage von dem Monarchen mir Auszeichnungen beehrt. — Während
des neuen Kampfes ( I8 l3—l5) , der das Schicksal von Europa ent-
schied., blieb W. als unzertrennllcher Begleiter seines Kaisers wieder der
erste und treueste Wachter fin- seine Sicherheit. In diesen verhängniß-
vollen Perioden, so wie schon vordem wahrend des Feldzuges 1809,
nahm er, so oft der Monarch wegen der vielen feindlichen Streifpar-
teyen irgend einer Gefahr ausgesetzt zu seyn schien, sein Nachtlager stets
vor dessen Schlafgemach. Mit Begeisterung faßte W. den Vorschlag
Einiger vom böhm. Herrenstande auf, zum Schutz des Landesvaters
eine Leibwache aus dem böhm. Adel zu bilden, und sein Sohn Engen
durfte in dieser Leibwache nicht fehlen, während einer der jängern Söh-
ne, Lad is laus, in den Reihen tapferer Reiterscharen siegen die
Feinde stürmte, ein anderer hingegen, Domin ik , durch Wunden,
und der jüngste, Rudo lph , durch sein zartes Alter vom Feld der
Ehre zurückgehalten wurde. — Wie groß war die Freude dieses echten
Patrioten, als er nach einem schweren Kampfe die gerechte Sache seines
Kaisers siegen sah. Wohl verdiente er, daß seine treue Brust mit dem
Heereskreuze geschmückt wurde, nur dem Verdienste dieser sturmbeweg-
ten Zeit geweiht; aber das Grvßkreuz der eisernen Krone, das er gleich
nach Wiederherstellung dieses Ordens erhielt, war ein neuer gültiger
Beweis, wie gern der Landesfürst die vieljahrigen treuen Dienste W.'s
anerkannte. Auch die meisten Fürsten Europa's, die wahrend der letzten
Feldzüge oder der Congresse W.'s Werth erkannt hatten, beeiferten sich,
ihn durch Verleihung ihrer vorzüglich'ien Orden auszuzeichnen. — Be-
sonderS hatte der Kaiser Alexander den Adel seines Gemüthes ge-
würdigt. Mit geschwächter Gesundheit reiste W. zum Congreffe nach
Verona, wo er sich eine Brustbeschwerde zuzog, deren Keim vielleicht
früher schon in ihm lag. Er kam erkrankt zu Wien an. — Zwar
schien es nur eine vorübergehende Unpäßlichkeit zu seyn; doch die längere
Dauer der Krankheit ließ keinen guten Ausgang vermuthen. — Der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie