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Collegium aufgenommen, und mit Sitz und Stimme wirklich einge-
führt; 1723 erhielt er die Ernennung zum Reichshofraths-Vicepra-
sidenten. Durch seine ausgebreiteten Studien vor allen Andern hierzu
berufen, war er es, der mit dem großen Leibnitz über eine Verei,
nigung der Katholiken und Protestanten in Correspondenz trat. Mit
Leibnitz besprach W. noch einen andern Plan. Nach dem Tode des
ersten Königs von Preußen schien die von diesem und von Leibnitz
gestiftete Berliner Akademie der Wissenschaften ganz einzugehen, weil
der neue König Friedrich Wi lhe lm wohl viel Sinn für die Spar-
samkeit und das Militär, aber gar keinen für die Musen hatte. Nach
Wien , an den Kaiserhof sollte sie nun verpflanzt werden, und wo
hatte es damahls einen günstigeren Ort gegeben als Osterreich, wo im
tiefsten Frieden ein milder Fürst herrschte, der die Wissenschaften für
die Zierde seines Thrones hielt, und ihnen an der Burg seiner Vä-
ter den prächtigen Palast der Hofbibliothek baute, wo Eugen, der
wie sein herrlicher Gegner, der Marschall V i l l a r s , sagen mochte:
„Es gibt nur zwey Freuden in der Welr, einen Preis im Collegium davon
tragen, und eine Schlacht gewinnen," sie mit königlicher Großmuth
förderte, wo in den Abteyen Melk , Gö't tweih, S t . Blasien
auf dem Schwarzwalde (damahls österreichisch), L i l ienfe ld , Krems«
münster historische Erörterungen vorgenommen wurden, welche heut
zu Tage nur von sehr wenigen überbothen werden. — Als W. (174l)
bey der Kaiserwahl die böhmische Churstimme führte, und die Kaiser-
krone an ein anderes Haus als das österreichische kommen sah, legte er
vor Schmerz alle deutschen Würden nieder, zog sich von den Geschäften
zurück, und verfocht in Staatsschrifcen die Rechte der harc bedrängten
Königinn von Ungarn und Böhmen. -^— Nach dem Tode des unglückli-
chen Kaisers Carl VI I . wirkte er als erster böhmischer Wahlbothschaf-
ter zur Wahl Kaisers Franz, und als diese im Frankfurter Dome
verkündigt wurde, both die große Mar ia Theresia ihrem geehrten
Nestor die Fürstenwürde an. Einfach und bescheiden, wie er in Wort,
Schrift und That zeitlebens gewesen, lehnte er sie mit ehrfurchtsvollem
Danke ab. Er starb den 27. Dec. 1750 , ein 30jahriger Greis zu
Wien. Seine Ruhestätte ist bey den Augustinern.
wurmser, Dagobert Siegm. Graf v. , k. k. geh. Rath,
Oroßkreuz des Maria Theresien-Ordens, Feldmarschall und Inhaber
eines Husaren-Regiments, war in Elsaß 1724 geboren und aus einer
dort begüterten Familie entsprossen. Er widmete sich in früher Jugend
dem franzosischen Kriegsdienste, in welchem er sich hauptsächlich auf
Vorposten und in dem, was man den kleinen Krieg nennt, auszuzeich-
nensuchte. In dieser Eigenschaft war er zugegen, als die Franzosen unter
Bel le is le 1742 Prag inne hatten. — Als nachher Frankreich mir
England 1762 Frieden schloß, trat W., mit der Legion, welche er com-
mandirre, in k. k. Dienste. In diesen machte er noch die letzten Auf-
tritte des siebenjährigen Krieges mit, und zeichnete sich in jeder Gele-
genheit so vortheilhaft aus, daß er am Ende desselben, 1763, zum
Generalmajor befördert wurde, 1773 aber das erledigte Husaren- Regi-
ment Nauenhofen erhielt. — Wahrend des bayerischen Erbfolge-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie