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Z e u g h ä u s e r . 239
sten Wenzel v. Liechtenstein, welches ihm seine erlauchte Monar-
chinn, Mar ia Theresia, l758 mit der Inschrift: I^ tau, awr roi
suim^ntariae, aus Dankbarkeit für seinen regen patriotischen Eifer zur
Verbesserung des Artilleriewesens sehen ließ. Diesem Brustbilds gegen-
über befinden sich auch die metallenen Brustbilder von Kaiser Franz und
Mar ia Theresia, welche der genannte Fürst diesen seinen Souve-
rams errichten ließ. Dieser Saal enthält überdieß die kostbarsten und
seltensten Rüstungen, und manche sehr merkwürdige Siegestrophäen
der österr. Heere. Per Raum verstattet es nicht, alle Gartungen von
Waffen, so wie alle Leibrüstungen zu nennen, welche von berühmten
Kriegern herrühren, und dieses Zeughaus zu einem der vorzüglichsten
von Europa machen. Eine historische Merkwürdigkeit darunter ist auch
G ustav Adolph's durchlöchertes Wamms aus Elennsleder, welches die-
ser König an seinem Todestage bey Lützen trug. Neben dem obener-
wähnten Hauptsaale gibr es noch 3 Ecksäle, in denen die Waffen in der
Form von Festungswerken zusammengestellt und sehr sebenswenb sind.
Im Hofe findet man, nebst vielen alten und seltenen Feuerschlünden,
eine mit erhabener Arbeit sehr reich verzierte Kanone, und die merkwür-
dige lange eiserne Kette, womit die Türken bey Ofen die Donau sper-
ren wollten. Sie enthalt 3,000 Glieder, und jedes wiegt 20 Pfund,
folglich ist sie 1,600 Centner schwer. Das k. k. Zeug-und Gußhaus(auf
der Seilerstatt) in Wien ist bloß eitle Werkstätte, in welcher alle zum
Bedarf der k. k. Artillerie nöthige Lavetten, Munitions- und Pulver-
wagen :c. verfertigt werden. Das k. t. untere Arsenal (am Neuthor
Nr. 183) enthält bloß Kanonen und Mörser :c. von größerem Kaliber
oder Belagerungsgeschütz. — Das bürgerliche Zeughaus in Wien (auf
dem Hof Nr. 332) wurde 1732 auf Kosten der Bürger Wiens herge-
stellt. In den gefährlichsten Zeitverhältniffen schon der frühern Jahrhun-
derte haben die Bürger von Wien stets große Treue, Anhänglichkeit
und Aufopferung für ihre Landesfürsten bewiesen; besonders bey den 2
türkischen Belagerungen dieser Stadt, durch ihre Standhaftigkeit und
ihr tapferes, heldenmüthiges Betragen, vieles zur Erhaltung derselben
beygetragen. Deßwegen wurden sie von ihren Monarchen immer beivaff«
net gelassen, und besitzen sogar seit mehreren Jahrhunderten ihr ciqenes
Zeughaus. Bereits 1444 soll eines unter dem Nahmen „Zeugstadt" be-
standen haben. Das gegenwärtige besteht aus dem Erdgeschosse und 2
Stockwerken. Die Fa^ade ist das Werk des Hofbildhauers Marh ie l l i .
Der Hof ist sehr geräumig und mit einem Springbrunnen versehen, den
eine Statue der Bel lona ziert. In dem obern Stockwerke sind in 3
Säen brauchbare Gewehre nach beutiger Art für ungefähr 24,000
Mann aufgestellt, und zu ebener Erde befindet sich die verhalmißmäsiig
dazu gehörige Arcillerie in gutem Stande und mit allen erforderlichen
Gerätschaften. Nebst den brauchbaren Gewehren sieht man hier noch
viele alte und besonders türkische Waffen verschiedener Gattungen. Alle
Waffen und Rüstungen sind in chronologischer Ordnung aufgestellt. Auch
zieren die Säle mehrere Büsten, als: Des letztverstorbcncn Kaisers
Franz, des Erzherzogs Carl , des Feldmarschalls Loudon, des Her-
zogs Ferdinand von Würtemberg, d?s Grafen Franz v. Sau«
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie