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den. Er traf manche nützliche strategische Einrichtung, disciplinirle
schnell die anfangs sehr unordentlichen Haufen seiner Krieger, und ge-
wann durch Sieg bessere Waffen und Pferde, welche ihm bisher fehl-
ten. Viele Grausamkeiten, die er selten billigte, beging sein Heer.
Ihn selbst befeuerte Rachsucht wider alle seine Gegner mit empörender
Wildheit. Am 14< Iuly 1420 stürmte der Kaiser erfolglos den Berg
Wi tkow (jetzt Zizkaberg) mit 30,000 Mann. Geldmangel lahmte den
Kaiser noch mehr, als Z.'s Tapferkeit. — Umsonst waren auch 1421
alle Versuche die Böhmen ihrem Erbberrn und der Kirche zu unterwer-
fen. Einen machten verschiedene deutsche Fürsten, und unter ihnen die
2 geistlichen Churfürsten an der Spitze eineS Heeres von 200,000
Mann. Aber bey der tapfern Gegenwehr der Einwohner waren sie nicht
einmahl im Stande, die Stadt Saaz einzunehmen. Eine größere
Gefahr bedrohte die Böhmen von Mahren her. Aufgebracht, daß man
seine böhmische Erbkrone, nachdem sie Polens König nicht angenom-
men, dem Neffen desselben aus seiner Schwester, S iegmund Ko-
r i bu t , angebothen, brach der Kaiser aus diesem Lande mit einem
Heere, das aus Ungarn, Österreichern und Mährern bestand, noch im
November in Böhmen ein. Die Furcht vor seiner Macht hatte auf
mehrere vom böhm. Adel so sehr gewirkt, daß sie ihm sogar bis I g l a u
entgegenkamen, um sich ihm zu unterwerfen. Die Prager beschlossen
dafür muthigen Widerstand, und riefen Z. zu Hülfe. Dieser traf den
1. Dec. zu Prag ein, und eilte an der Spitze seiner Taboriten so-
wohl, als der Prager Sieg mund entgegen. Da aber zu P r a g
selbst einige Anhänger des Kaisers einen Aufstand erregt hatten, so mußte
Z. die Prager nicht nur von Czaslau zurückschicken, sondern sich
auch mit den Taboriten auf Kut ten berg zurückziehen. Die Bürger
dieser Stadt, besonders aber die Bergleute, waren meistens katholisch,
und eben darum Sieg mund ergeben, weßwegen ibnen Z. nicht
traute. Aber bey Kut ten berg, so nahe, daß man es für dessen Vor-
stadt gelten könnte, liegt ein örrchen Nahmens Gang. Hier nahm Z.
seine Stellung, und schlug um sein Heer die Waqenburg auf, eine
Arr Verschanzung, die aus den unter einander mit Ketten verbundenen
Wagen bestand, eine Erfindung Z.'s selbst. Indeß besetzte der nach-
rückende Kaiser Kut tenberg, und schloß Z.'s Heer von allen Seiten
ein; er glaubte ihn schon in der Falle zu haben. Doch am 23. Dec./
in einer kalten Winternacht, bob er erst die Vorvosten des Kaisers in
aller Stille auf, so daß man im kaiserlichen Lager früher nichts be-
merkte, als bis er mit seinem ganzen Heere, dessen Seiten er durch die
Wagen deckte, mitten durch dasselbe brach. Früh war Z. außer aller
Gefahr, eilte in die Gegend von Git fchin und Turnau , und kehrte
verstärkt so schnell zurück, daß er schon am l. Jan. 1422 den über Alles,
was geschehen war, noch betäubten Kaiser überraschte. Dieser zog ge-
gen Mähren, und um seinen Rückzug zu decken, steckte er Kut ten-
berg in Brand. Z. folgte ibm ohne Verzug, erstürmte, nachdem er
ihn geschlagen hatte, Deutschbrod, und fiel auch in Mähren und
Osterreich ein. — Die Ankunft des von einer Partey zum König ge-
wählten S iegmund Kor ibut zu P rag , und der Wunsch seiner
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie