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Anhänger, ihn auch zum König zu krönen, veranlaßte die Belagerung
Carlstein's durch die Prager, weil sie daselbst die Krone zu finden
hofften. Sie mußten jedoch unverrichteter Dinge abziehen. Z. machte
damahls nicht gemeine Sache mit den Pragern, sondern überwarf sich
vielmehr bald darauf mir ihnen; vermuthlich weil ihm kein König ganz
lieb war. Er ging so weit, daß er den Pragern, die er sonst so tapfer,
und so glücklich vertheidigt hatte, den Untergang feyerlich schwur. Aber
eher wollte er ihre Partey schwächen. Er ging vor Allem auf das Heer
einiger Reichsbarone los, die es mit den Pragern hielten, unter wel-
chen auch Czenko v. Wartemberg war. Erschlug esden23.Apr.
1423 bey Horzicz aufs Haupt. Nach der Einnahme des festen Schlos-
ses Kozoged zog er nach Königgrätz, und zwang diese Stadt,
die Partey der Prager zu verlassen. Die Prager wollten sie dafür züch-
tigen, aber Z. schlug sie am 6. Aug. unter ihrem Feldherrn Boczek
von Kunstadt davon weg, und nahm dann Czaslau ein. — 1424
stieg der innere Zwist unter denBöhmen noch höher. DaZ. nach einem,
gleich die ersten Tage des Jahres wider einige katholische Reichsbarone
erfochtenen Siege, um die Prager aus der Nähe zu bedrohen, gegen
Kostet etz gezogen war, kamen sie ihm unter Czenko v. War-
temberg's Anführung entgegen. In dieser Stellung hätte er mit Vor-
theil können angegriffen werden. Z. zog sich daher sogleich zurück, und
lockte die Feinde bis Male ssow, wo er sie am 8. Iuny schlug, Kut-
tenberg in Brand steckte, mehrere Städte zum Bunde wider die Prager
'zwang, und mit dem ansehnlich verstärkten Heere seine vorige Stellung
bey Kosteletz nahm. Dieß reizte die Prager zum Angriffe. Z.'s ver-
stellte Flucht brachte sie um ihren Vortheil, und der Sieg, welchen der
Taboritenführer am 3. Sept. erkämpfte, war so entscheidend, daß er
nun hoffen durfte, auch Prag bald in seine Gewalt zu bekommen. Er
erschien wenige Tage darauf vor den Mauern dieser Hauptstadt, und
berathschlagte mit seinem Heere über ihre Zerstörung; allein die Überre-
dung des Ioh. Rokyczana bewog ihn, diesen Gedanken aufzuge-
ben. Den 14. Sept. ward zwischen Z. und den Pragern Friede und ein
enger Bund wider Kaiser Sieg mund geschloffen. Das Heer der
Prager stieß zu dem der Taboriten, und Z. zog an beyder Spitze gegen
den Kaiser. Die Absicht ging vor Allem auf Mähren, um dieses Land,
das der Kaiser der Verwaltung seines Schwiegervaters, Herzog Al-
brecht's von Osterreich, übergeben hatte, zu erobern. Unterwegs
wollte Z. die feste Stadt Prz ibis l a w, eine Besitzung der Herren
von der Leive, die es mit dem Kaiser hielten, wegnehmen. Er bela-
gerte sie mit seinem gewöhnlichen Ungestüm, aber die in seinem Heere
wüthende Pest endigte den 11. Oct. 1424 sein Leben. Er hatte bey der
Belagerung des Schlosses Raby durch einen Pfeilschuß auch sein zwey-
tes Auge verloren. Ihm folgte Procopius (s. d.) in der Anführung
der Hussiten.
ZlZlau, oberösterr. Dorf im Mühlkreise, in einer angenehmen
Gegend, nur eine Stunde von Linz entfernt, am rechten Donauufer
an der Mündung der Traun in die Donau. Es zählt 50l) Einw., mei-
stens Fischer. Auf der von Linz über WelS und Lambach nach
Oesterr. Nar. Encykl. Vd. VI. 17
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie