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D e r J u d a s b a u m.
C e r c i s L i n n.
D i e Blume ilt fchmetterlingsförmig, hat eine fünfzähnige, glockenförmige, unten höckerichfe
Blumendecke, ein kleines Fähnchen unter den Flügeln, zehen Staubfäden, und einen geftielten
Fruchtknoten, worauf eine länglichte Hülfe folget, die den Saamen einfehliefset, durch den die
zwey bisher bekannten Arten erzogen werden. Wenn der Saame auch gleich nach der Zeitigung
auf einem, gegen die Nordwinde gefchützten lockern Grunde ausgeftreuet, und einen Zoll mitv
Erde bedecket wird , bleibt derfelbe dennoch gröfstentheils bis zum zweyten Frühling zurück.
Die aus demfelben erhaltenen jungen Stämme fordern die erlten Winter gegen die Kälte, im
Sommer aber gegen die Sonne Schutz. Das Ablegen läfst lieh bey ihnen zwar anwenden, allein
die Bewurzelung gehet langfam von Statten, und die dadurch erzeugten Sätzlinge find weniger
dauerhaft. Als Bäume find fie gegen unfere {trengeren Winter empfindlicher, als wann fie firauch-
artig wachfen. Sie können im Herbfte fo wie im Frühling ohne Nachtheil überfetzt werden, im
erftern Falle mufs der Frolt von den Wurzeln durch eine, mit ihrer Gröfse verhältnismässige Be-
deckung von Laube oder Gerberlohe, von den Zweigen aber durch eine Decke von Stroh oderTan-
nenreifig abgehalten werden; alte Manzen vertragen das Überfetzen überhaupt nicht wohl.
Die Blumen kommen an der ganzen Länge der Alte, felbfi: am dicken Stamme hervor, wel-
che feltene Eigenschaft fie mit der, zwifchen den Wendezirkeln wachfenden Theobroma Cacao
gemein haben, und zieren den ganzen Strauch, ehe noch die Blätter, welche von keinem bisher be»
kannten Infecte benaget werden , hervor kommen.
Diefe beyden Sträuche können mit allem Rechte unter die vorzüglicheren Schönheiten ge-
rechnet werden, womit die Jugend des Jahres prangt, und vermehren die Pracht auf dem zar-
ten Grüne der Rafen einzeln zerftreuet, oder in Gruppen gedrängt, in den, dem Frühling geheilig-
ten Hainen.
Das an alten Stämmen gelblichte, mit grünen und Schwarzen Adern durch webte feite Holz
läfst (ich gut glätten, und dient zu kleinen und zierlichen Arbeiten der Drechsler und Tifchler,
T a b u l a . 20.
Der gemeine Judasbaum,
Ccrcis Silicjuastrum Linn.
Ecißern Judas^ Tree.
Arbre de Judee, ou gainier,
D ie füdlichen Länder Europens find feine Heimath, und er zeigt bey uns, in einem guten Bo-
den und gefchützter Lage einen Schnellen Wuchs, trägt häufige Blumen, die ihn von der Hälfte
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Österreichs allgemeine Baumzucht
Abbildungen in- und ausländischer Bäume und Sträucher, deren Anpflanzung in Österreich möglich und nützlich ist
- Titel
- Österreichs allgemeine Baumzucht
- Untertitel
- Abbildungen in- und ausländischer Bäume und Sträucher, deren Anpflanzung in Österreich möglich und nützlich ist
- Autor
- Franz Schmidt
- Verlag
- kaiserlich königlich privilegirten Ignaz Albertischen Buchdruckerei
- Ort
- Wien
- Datum
- 1792
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 25.5 x 40.5 cm
- Seiten
- 104
- Schlagwörter
- Flora, Pflanzen
- Kategorien
- Naturwissenschaften Biologie